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Es werden Posts vom Januar, 2019 angezeigt.

Zu alt für die Bibelschule?

"Bei Greisen ist Weisheit, und Einsicht bei hohem Alter." Hiob 12,12. "Pastor, ich trage mich mit dem Gedanken, eine Bibelschule zu besuchen, dabei bin ich schon im Rentenalter. Bringt das noch was?" Klar! Vorausgesetzt, es handelt sich um eine Bibelschule, in der tatsächlich die Bibel gelehrt wird und nicht Bibelkritik, ist das ein ausgezeichneter Gedanke. Ich selber habe zwei Bibelschulen auf zwei Kontinenten besucht und weiß: Solche intensiven Zeiten in Gottes Wort verändern einen schneller, als das normalerweise möglich ist. Je nachdem, wie offen man dafür ist. Am Glauben orientierte Bibelschulen predigen mehr oder weniger alle dasselbe, (hoffe ich). Sie unterscheiden sich meistens nur im Spirit. Damit meine ich Kultur und Tradition und den eigenen Blick auf die Welt. Diese Unterschiede haben natürlich ihre Berechtigung und man muss halt schauen, wo man am besten dazu passt. Dabei darf man allerdings nicht vergessen: "Die Erkenntnis bläht

Nachts im Wald (und morgens auf dem Feld)

"Du bestellst Finsternis, und es wird Nacht. In ihr regen sich alle Tiere des Waldes. Die Junglöwen brüllen nach Raub, sie fordern von Gott ihre Speise." Psalm 104,20-21. Neulich war Vollmond. Bei Vollmond ist der nächtliche Wald immer ein besonderes Erlebnis, vor allem wenn Schnee liegt. Das silbrige Licht schafft dann eine zauberhafte Atmosphäre, Wolken verwandeln sich in Zuckerwatte und der dunkle Tann ist nicht mehr ganz so dunkel. Außerdem sieht man die "wilden" wilden Tiere besser, (Wildschweine, Marder, Füchse), so sie einem denn über den Weg laufen. Also bin ich dorthin gefahren, wo Schnee lag, und bin dann im Wald herumspaziert. Schön war's und windstill. Licht und Schatten haben sich alle Mühe gegeben und schweigend ein malerisches Spektakel aufgeführt. Allerdings habe ich mich verlaufen. Keine Ahnung, wo ich genau war, der Ort, an den ich gelangen wollte, war's jedenfalls nicht. Etwas ratlos bin ich weitermarschiert. Irgendwann

Ein Widerspruch in Jesu Worten?

"Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar." (Matthäus 5,39). "Wenn aber dein Bruder sündigt, so geh hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein! Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen." (Matthäus 18,15). Die erste Schriftstelle ist eine der bekannt kontroversen Aussagen Jesu. Er fordert dazu auf, sich alles gefallen zu lassen und alles zu dulden. Zahllose Nichtchristen kennen diese Stelle und schütteln verwundert den Kopf, denn sie halten das für unrealistisch, unpraktikabel und abgehoben. Denn wer sich nicht wehrt, der wird zum Prügelknaben. Wenn sich seine religiös begründete Wehrlosigkeit herumspricht, steckt er mehr ein als er müsste. Die zweite Schriftstelle zeigt jedoch, dass diese Worte nicht das einzige sind, was Jesus zum Thema gesagt hat. In Matthäus 18,15 fordert er im Widerspruch zu Matthäus 5,39 nicht zur Duldung auf, sondern zur Konfrontati

Eine schicksalhafte Woche für A.R.

"Lobe den HERRN, meine Seele, und all mein Inneres seinen heiligen Namen! Preise den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht alle seine Wohltaten! Der da vergibt alle deine Sünde, der da heilt alle deine Krankheiten." Psalm 103,1-3. Unser Mitarbeiter A. R., eigentlich ein rüstiger Rentner, sank nach einem Arbeitseinsatz in der Gemeinde vom Stuhl. (Nicht, weil wir ihn überarbeitet hätten! Da halten wir schon Maß). Vorletzten Sonntag wurde er deswegen am offenen Herzen operiert. Letzten Sonntag saß er wieder im Gottesdienst. Die Ärzte sind verblüfft. Auch wenn wir nicht wissen, warum genau sich das alles so hat entwickeln müssen: Wir sehen die Hand Gottes, der A. in diesem Drama beigestanden hat. Das beginnt schon damit, dass er nicht auf einer hohen Leiter stand, wie noch kurz zuvor, als er ohnmächtig wurde. Zwei Mitarbeiter kümmerten sich sofort um ihn, der Restaurantbesitzer rief sofort einen Krankenwagen, und als er dann im Krankenhaus ankam, war die

Hygienedefizit?

"Als er aber redete, bat ihn ein Pharisäer, daß er bei ihm essen möchte. Er ging aber hinein und legte sich zu Tisch. Als aber der Pharisäer es sah, wunderte er sich, daß er sich nicht erst vor dem Essen gewaschen hatte." Lukas 11,36-37. „Pastor, in der Bibel steht, Jesus hat sich die Hände nicht gewaschen. Hatte er etwa ein Hygienedefizit?“ Ich fürchte, du verstehst da etwas falsch. Das Wort für „essen“ ist laut dem griechischen Urtext „aristao“ und bedeutet „frühstücken.“ Es steht außer Frage, dass Jesus eine Morgentoilette vorgenommen hat, also gewaschene Hände hatte. Alles andere ist undenkbar, schließlich lebte er ein öffentliches Leben. Der Pharisäer spricht etwas völlig anderes an, nämlich das rituelle Händewaschen, das auf eine Überlieferung der Alten zurückgeht und nicht auf ein Gebot Gottes. Egal ob sie saubere Hände hatten oder nicht, vor dem Essen wuschen sich die Juden die Hände mit mindestens einer Eierschale voll Wasser, indem sie erst die eine F

Generationen

"Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie der HERR, dein Gott, dir geboten hat, damit deine Tage lange währen und damit es dir gutgeht in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt." 5 Mose 5,16. Der Patriarch Jakob kümmerte sich 17 Jahre um seinen Sohn Josef und versorgte ihn. (1 Mose 37,2). Dann wurde Josef von seinen Brüdern in die Gefangenschaft verkauft. Später, als Josef zum Herrscher Ägyptens aufgestiegen war, holte er seinen alten Vater zu sich und versorgte wiederum ihn. Wie lange? 17 Jahre. Denn Jakob ging im Alter von 130 Jahren nach Ägypten und starb mit 147. (1 Mose 47,28). Das Leben ist ein Geben und ein Nehmen. "'Ehre deinen Vater und deine Mutter': Das ist das erste Gebot mit Verheißung." (Epheser 6,2).

Kleiner Traum

"Und danach wird es geschehen, daß ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch. Und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesichte sehen." Joel 3,1. Hatte neulich vor dem Aufwachen einen kurzen Traum, der mir in Erinnerung geblieben ist. (Die meisten vergisst man ja sobald man die Augen aufmacht). Um was ging's? Mir wurde ein dicker Stift gegeben, ein Bleistift aus Holz mit einer Bleistiftmine. Der Stift war jedoch wenigstens dreimal so dick wie ein fetter Marker. Die Striche, die ich mit ihm auf ein großes weißes Blatt zeichnete, waren tiefschwarz und erinnerten ebenfalls mehr an einen Filzmarker als an einen Bleistift. Das Bild, das ich mit groben Strichen zu zeichnen begann, war nichts besonderes, meine träumerische Zeichenbegabung also eher mittelmäßig. Doch dann zeichnete sich das Bild von selber fertig, während ich zusah! Und dann füllte es sich mit Farbe und sah fantastisch aus.

Kannst du nicht "Nein" sagen?

"Und er sprach zu ihnen: Kommt, ihr selbst allein, an einen öden Ort und ruht ein wenig aus! Denn diejenigen, die kamen und gingen, waren viele, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen." Markus 6, 31. Viele von uns können nicht nein sagen. Das führt dazu, daß wir ständig mit Aufgaben beladen durchs Leben gehen, für deren Lösung eigentlich andere zuständig sind. Es ist jedoch wichtig, daß wir, die Vielbeschäftigten, auch regelmäßig Zeiten haben, die der Entspannung dienen und die wir einfach nur verplempern oder mit Dingen zubringen, die einzig und allein dem Zweck dienen, uns Spaß zu machen. Klar könnten wir uns in dieser Zeit auch ausnutzen lassen. Doch langfristig geht diese "Geduld", bzw. Konfliktvermeidungsstrategie, an die Substanz. Und im ausgebrannten Zustand bringen wir niemandem etwas. Jesus achtete durchaus darauf, Herr seiner Zeit zu bleiben. Er ließ sich nicht von der Not der Menschen den Stundenplan diktieren. (Denn diese Not ist, im Gegensat

Tag der farbigen Tinte

"Ich habe aber alles erhalten und habe Überfluß, ich habe die Fülle, da ich von Epaphroditus das von euch Geschickte empfangen habe, einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig." Philipper 4, 18. Nun, am Anfang des Jahres, ist bei mir wieder Tag der Tinte, denn in Kürze gehen die Spendenquittungen raus, die ich als Vereinsvorstandsvorsitzender unterschreibe. Dazu hole ich feierlich meinen exklusiven 1x-im-Jahr-Spendenquittungsunterschreib-Tintenfüller hervor, den ich in den meisten Fällen benutze, ziehe aus einem Faß Tinte auf, und lege los. Sehr archaisch und umständlich, aber würdevoll und dem Anlaß angemessen. Dann tütet meine Frau die Bögen ein, während ich versuche, den Füller wieder sauber zu bekommen. Es ist ein schöner blauer Füller mit einer Goldfeder. Ich weiß nicht mehr genau, wer ihn mir damals, im vorigen Jahrtausend, zukommen ließ. (War's gar meine Frau...? Ich frag sie besser nicht.) Spaß beiseite. An dieser Stelle: Vielen Dan

Salomo 2019

"Mein Vater hat euer Joch schwer gemacht, ich aber will euer Joch noch schwerer machen." 1 Könige 12, 14. Ich musste in diesen Tagen der atemberaubenden und absonderlichen Politik an den König Salomo denken, der als der weiseste König aller Zeiten gilt, denn Gott hat ihn weise gemacht. (1 Könige 10,23). Was nicht alle sehen, ist, dass da im Lauf der Zeit, zuerst unmerklich, dann immer deutlicher, eine Zerrüttung stattgefunden hat. Denn Salomo der Weise beginnt in 1 Könige 5,28 plötzlich, aus ganz Israel Zwangsarbeiter auszuheben. Ein weiser, messiasähnlicher König macht sein Volk plötzlich zu Sklaven—wie Pharao, der Feind Gottes? Ein Bruch, wie gesagt. Er, der Friedliche (Salomo kommt von Schalom), der Mann Gottes, baute sieben Jahre lang am legendären Tempel des Herrn. (1 Könige 6,38). Er baute 13 Jahre—also fast doppelt so lang—an seinem eigenen Haus. (1 Könige 7,1). Salomo begann offensichtlich mehr und mehr sich selbst zu gefallen. Außerdem wurde er g