Nachts im Wald (und morgens auf dem Feld)
"Du bestellst Finsternis, und es wird Nacht. In ihr
regen sich alle Tiere des Waldes. Die Junglöwen brüllen nach Raub, sie fordern
von Gott ihre Speise."
Psalm 104,20-21.
Neulich war Vollmond.
Bei Vollmond ist der nächtliche Wald immer ein besonderes
Erlebnis, vor allem wenn Schnee liegt. Das silbrige Licht schafft dann eine
zauberhafte Atmosphäre, Wolken verwandeln sich in Zuckerwatte und der dunkle
Tann ist nicht mehr ganz so dunkel. Außerdem sieht man die "wilden" wilden
Tiere besser, (Wildschweine, Marder, Füchse), so sie einem denn über den Weg
laufen.
Also bin ich dorthin gefahren, wo Schnee lag, und bin dann im
Wald herumspaziert.
Schön war's und windstill. Licht und Schatten haben sich alle Mühe gegeben
und schweigend ein malerisches Spektakel aufgeführt.
Allerdings habe ich mich verlaufen.
Keine Ahnung, wo ich genau war, der Ort, an den ich gelangen
wollte, war's jedenfalls nicht. Etwas ratlos bin ich weitermarschiert.
Irgendwann leuchteten hinter mir im Stangenholz zwei wacklige
gelbe Punkte auf, die langsam größer wurden und sich in Scheinwerfer
verwandelten.
Ein Jäger gabelte mich auf.
"Dös war jetzt Zufall," sagte der Waidmann und fuhr mich
freundlicherweise dorthin, wo ich dann wieder von selber meinen Weg fand.
Ich saß dann endlich und ließ den Wald auf mich wirken, passte mich von der Hektik her den Bäumen an und
machte meine Naturbeobachtungen, (winterliches Waldstilleben ohne Wild), bis es
mir zu kalt wurde. Dann bin ich wieder heimgefahren. Heizung und Gebläse liefen
auf Hochtouren, doch ich habe es nicht gefühlt. Bei -7° winterliche Bäume imitieren
hat seinen Preis.
Mittlerweile ist mir wieder warm.
Heute morgen habe ich aus dem Fenster geblickt—und die Welt
war weiß!
Eine geschlossene Schneedecke ist interessant, denn dann
sieht man endlich einmal die Spuren der nächtlichen Besucher, die sich im
Garten so herumtreiben, während man selber in den Federn liegt und Wärme tankt.
Da waren ein paar langweilige Mäusespuren, ein Marder hat
mit Paarsprung, Hasensprung und Dreisprung eine Schleife in den Schnee getanzt,
und am Haus ist ein Mauswiesel entlanggestrichen. Diese Spur habe ich erst
enträtseln müssen, denn ich kannte sie noch nicht. Das Mauswiesel oder Kleine Wiesel
ist das kleinste Landraubtier der Welt—und in meinem Garten zu Hause! Es heißt
so, weil es kleiner ist als das Große Wiesel und Mäuse jagt und dazu sogar in
Mauselöcher abtaucht. Es ist also sehr nützlich.
Spuren des Großen Wiesel, bzw. Hermelins, habe ich leider
keine gefunden. Man kann halt nicht alles haben. Zumindest nicht auf einmal.
Nun möchte ich die lustige Truppe natürlich einmal sehen.
Vielleicht kaufe ich mir eine Wildkamera. Wer weiß, was ich damit alles
entdecke.
"Die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis
wäre wie das Licht." (Psalm 139,12).
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