Manchmal muss man etwas sagen

„Laßt uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus.“
Epheser 4, 15.

Wäre es nicht gut gewesen, wenn Adam etwas gesagt hätte, als die Schlange Eva dazu überredete, von der verbotenen Frucht zu essen? Stattdessen stand er stumm da und schaute zu wie seine Frau die Hand ausstreckte, die Frucht pflückte und sich ruinierte. Adam ist hier ein Mitläufer, der es besser weiß, aber schweigt, weil er keinen Streit will. Weil er eine dringend nötige Diskussion, die hitzig werden könnte, nicht führen will.
Manchmal muss man etwas sagen.
Wieviel Leid wäre der Menschheit erspart geblieben, wenn Adam seinen Mund aufgemacht hätte, nicht um zu essen, sondern wenn er seine Autorität ergriffen hätte und die Schlange in ihre Schranken gewiesen hätte. Stattdessen schwieg er feige. Und als seine Frau ihm die Frucht in die Hand drückte, handelte er wider besseres Wissen und aß auch.
Jesus, der zweite Adam, schwieg nicht, wenn er einen Missstand sah.
Er ließ nicht einmal seine Mitarbeiter nicht einfach so davonkommen. Als ihn Petrus einmal das Kreuz ausreden wollte, zog Jesus die Augenbrauen zusammen und sagte, „Geh hinter mich, Satan. Denn du suchst nicht, was Gottes ist, sondern was der Menschen ist.“
Und in der Nacht, in der er verraten wurde, brachte man ihn zuerst zum Hohepriester. Dort wurde er über seine Jünger und seine Lehre ausgeforscht. Jesus antwortete, „Was fragst du mich? Frage die, welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe,“ woraufhin ihn ein Polizist ohrfeigte. (Johannes 18,22). In der Regel greifen Polizisten wehrlose Leute in Handschellen nicht an. Warum tat das dann dieser? Er wusste, was die Obrigkeit wollte, und übte sich in vorauseilender Schmeichelei. Die Anklage gegen Jesus war an den Haaren herbeigezogen. Das wusste der Polizist natürlich. Doch um sich bei der Obrigkeit anzubiedern, tat er etwas, von dem er dachte, dass es dem Hohepriester gefällt.
Diese Haltung gibt es auch heute noch.
Jesus nahm diese Ohrfeige jedoch nicht einfach hin. Vielmehr konfrontierte er diesen Polizisten mit seinem Fehlverhalten: „Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, dann weise es nach. Ansonsten, was schlägst du mich?“
Als Christen fällt uns immer wieder die undankbare Aufgabe zu, auf Missstände hinzuweisen. Das macht uns nicht in jedem Fall bei allen beliebt. Eher im Gegenteil. Doch das gehört zu unserer Aufgabe.
Natürlich müssen wir deshalb keine Eiferer werden. Wir müssen auch nicht über jedes Stöckchen springen, das man uns hinhält. So kritisierte zwar Johannes der Täufer, nicht aber Jesus, den Ehebruch von Herodes und Herodias. Jesus kritisierte zunächst nur Leute, die das hören wollten, in seinen Predigten. Erst am Ende seiner Laufbahn rief er öffentlich sein „Wehe!“ gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten aus, die ihn dann auch prompt ans Kreuz lieferten. Er hatte also mit Unannehmlichkeiten zu kämpfen. Doch man kann nicht sagen, dass er deswegen insgesamt schlecht weggekommen wäre. Schließlich sitzt er jetzt auf einem ganz besonderen Thron.
Sag auch du die Wahrheit.
Allerdings in Liebe.
Und rechne mit den Konsequenzen. 
Und mit Gottes Segen.

"Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen. Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln. Denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren." (Matthäus 5, 11-12).

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