Nationalfeiertagsgebet am 3.10.2021

"Und sucht den Frieden der Stadt, in die ich euch gefangen weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN! Denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben."
Jeremia 29,27.

Liebe Beter,

ich beschäftige mich zur Zeit interessehalber mit dem Abstieg freier Gesellschaften in den Totalitarismus. Ist ja schon öfter passiert. Dabei bin ich auf folgende Geschichte gestoßen:
Im Jahr 1949 stand in der Zeitschrift Die Natur von der Akademie der Wissenschaften ein bemerkenswerter Artikel. Man habe bei Ausgrabungen am kalten Fluss Kolyma eine unterirdische Eislinse gefunden, in dem einige jahrtausendealte Fische eingeschlossen waren. Diese seien so frisch gewesen, dass die Finder die Tiere mit Genuss verspeisten, sobald sie sie aus dem Eis gehackt hatten.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Die Finder waren hochgebildet und in der Lage, den Seltenheitswert ihres Fundes zu ermessen. Gleichzeitig waren sie so hungrig, dass sie die alten Viecher sofort verspeisten. Mit Genuss, wie der gelehrte Korrespondent anmerkte.
Hier laufen zwei Phänomene parallel, die auf den ersten Versuch nicht in Übereinstimmung zu bringen sind: hohe Bildung und heißer Hunger. Normalerweise ist es so: wer sich Bildung leisten kann, dessen Elementarbedürfnisse sind gestillt. Der ist nicht mit dem Kampf ums nackte Überleben beschäftigt. Diese Gebildeten aber waren es.
Wie kam das?
Nun, Fluss und Insel Kolyma liegen 1949 in der kommunistischen Sowjetunion. Genauer: in dessen Gefängnissystem Gulag, einem ganzen Kontinent übler Konzentrationslager. Alexander Solschenizyn nennt Kolyma dessen größte und berühmteste Insel, einen Grausamkeitspol. Er verstand den Artikel, der arglose und unwissende Leser wie dich und mich verwundert, auf Anhieb. Denn er gehörte einst zu den Hochgebildeten in diesem teuflischen System. Er wusste, wie sich der Hunger anfühlt und hätte mitgegraben, hätte mitgeholfen, das jahrtausendealte Fleisch in Stücke zu hauen. Und er hätte mitgegessen. Mit Genuss.
Der Verlust der Freiheit ist eine schlimme Sache.
Die Sowjets haben es verstanden, aus Dichtern und Denkern Hungerleider zu machen, zum Wohl der Menschheit, versteht sich.
Dieses System mit seiner gottlosen Ideologie ist 1991 untergegangen.
Gottlob.

Heute ist Tag der deutschen Einheit. Lasst uns für unser Land beten, dass der Herr ihm Frieden geben möge. Dass wir vor Ideologen bewahrt werden. Dass das nächste Gericht, die Teuerung, milde ausfallen möge. Dass wir nicht dahin kommen, dass helle Köpfe ihre Energie auf den Überlebenskampf verschwenden müssen, statt brillante Innovationen hervorzubringen, die die Menschheit voranbringen.
Dass es Durchbrüche an der Energiegewinnungsfront gibt, denn die Energiepreise sind speziell für die sogenannten kleinen Leute von geradezu obszöner Höhe—und sollen weiter steigen. Zur Rettung des Planeten, versteht sich.
Und natürlich wie immer: Dass der Herr die Krise in evangelistischer Weise nutzen möge, mit uns als seinen Mitarbeitern.

Deine Stimme zählt! (Vor dem Herrn im Gebet).

Ich wünsche euch viel Inspiration nachher von 20:00 Uhr bis 20:30 Uhr,

euer Pastor Gert

"Ja, die Gnadenerweise des HERRN sind nicht zu Ende. Ja, sein Erbarmen hört nicht auf, es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue." (Klagelieder 3,22-23).

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