Verantwortungsgebet am 5.9.2021

"Sucht den Frieden der Stadt... Und betet für sie zum HERRN! Denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben."
Jeremia 29,7

Liebe Beter,

mein Stromlieferant hat mir letzte Woche ein interessantes Angebot unterbreitet. Der Preis sei angepasst worden (Marketingssprech für "erhöht"), ich könne aber ein bestimmtes Ökostromangebot annehmen, das wäre was für mich. Ich verglich die Preise und stellte verwundert fest: genau gleich. Kein Unterschied zum erhöhten bisherigen Tarif. Strommix? Auch kein feststellbarer Unterschied. Im Text hieß es dann weiter, ich könne mich mit dem angebotenen Tarif als besonders grün und nachhaltig und klimabewusst darstellen.
Darum ging's.
Um die Signalisierung einer bestimmten Haltung.
Sonst nichts.
Zur Zeit Jesu wäre ich damit jemand gewesen, der an der Straßenecke stand und laut betete, um Eindruck zu schinden. Heute signalisiert man stattdessen öffentlich seine Klimasensibilität. Jesus nannte solche Leute Heuchler. Die gab es damals. Die gibt es heute.
Ich habe dann den Anbieter gewechselt.
Wichtiger als das Signalisieren einer bestimmten Haltung, (also Angeberei), ist es, Verantwortung zu übernehmen.
Wofür?
Für unsere eigene kleine Welt.
Bevor wir die große weite Welt aufräumen, räumen wir zuerst uns Zimmer auf.
Während manche Leute sperrige Dinge wie das Klima des Planeten wie mit einem Mischpult einstellen wollen und Transformationspläne für ganze Gesellschaften schmieden, kommt Jesus und spricht über banale praktische Hilfe im direkten Umfeld: „Wer einem dieser Geringen eine Becher Wasser gibt, wird seinen Lohn nicht verlieren.“ (Matthäus 10,42). Jesus predigte Nächstenliebe, nicht Fernstenliebe. Und während der Priester am Verletzten vorbeiging, um im Tempel für den Weltfrieden zu beten, hielt der Samariter trotz seiner schrägen Theologie an und leistete praktische Hilfe, die er auch noch aus eigener Tasche bezahlte, als er zufällig auf den Verwundeten traf.
Der Mann signalisierte keine momentan gewünschte korrekte Haltung, er übernahm vielmehr konkrete Verantwortung.
Das war viel nützlicher.
Und ehrlicher.
Gott möchte, dass wir verantwortungsbewusst leben. Unser Ja sei ein Ja, unser Nein ein Nein. Wir sollen zuverlässig, treu, pünktlich und sauber sein. Und Probleme lösen statt zu posen. Das gefällt ihm.
Warum sage ich das alles?
Wir haben in Kürze Wahlen. Viele Posten werden dann neu besetzt. Lasst uns dafür beten, dass verantwortungsbewusste Personen an die entscheidenden Schaltstellen der Macht gelangen und keine haltungsbewussten Heuchler, die sich über andere erheben. Denn über solche Leute sagte Jesus: „Jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden. Wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Lukas 18,14). Wenn Gesinnungsethiker an die Macht kommen, dann wird es abwärts gehen mit dem Land.
Wir brauchen Verantwortungsethiker. Mit ihnen geht es aufwärts.
Die einen sind einen Großteil ihrer Zeit damit beschäftigt, sich und ihre Tugendhaftigkeit darzustellen. Die anderen lösen Probleme und verbessern das Leben.

Ich wünsche euch einen kraftvollen Biss nachher im Gebet von 20:00 Uhr 20:30 Uhr. Vielen Dank an alle, die mit beten in dieser Urlaubszeit.

Euer Pastor Gert

"Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen. Geh hinein in die Freude deines Herrn." (Matthäus 25,21).

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