„Freibier für alle!“

"So herrsche nun nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, daß er seinen Begierden gehorche. Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade."
Römer 6,12+14.

Die Sonne schien und auf der Kirchweih herrschte eine ausgelassene Stimmung.
„Freibier! Hier gibt's Freibier! Völlig umsonst!“ brüllte ein Marktschreier mit Boxernase und machte einladende Bewegungen in Richtung des Zeltes hinter ihm.
„Das ist was für uns,“ sagte ein Mann zu seiner Frau. „Hopp, gemma rein.“
„Aber der Doktor sagt doch, du sollst nichts trinken.“
„Ach was. Eine Mass ist keine Mass.“
Sie verdrehte die Augen, doch dann schritt sie ihm voraus, denn insgeheim trank sie auch ganz gern einen Schluck. Erst recht einen, der nichts kostete. Mal schauen, dachte sie sich, wer von uns beiden mehr unterbringt. Kost ja nix.
Im Zelt war es dunkler als erwartet. Es war auch nirgendwo eine Theke zu sehen. Bierbänke auch nicht. Tische schon gleich gar nicht. Verwundert blickten sich die beiden an.
„Freibier ist leider alle,“ sagte der Marktschreier mit der Boxernase, der sich hinter ihnen die Hände rieb. „Aber wir haben hier wunderschöne Heizdecken im Sonderangebot. Die kosten heute nur 500 €.“
„Wir brauchen keine Heizdecke,“ sagte die Frau.
„Natürlich brauchen Sie eine. Jeder braucht eine,“ sagte Boxernase und schaute grimmig.
Ihr Mann schielte auf den Ausgang, doch da stand nun ein Gorilla mit Sonnenbrille und schwarzem Anzug. Dieser Weg war versperrt.
„Wir stecken in der Klemme,“ sagte der Mann zu seiner Frau. „Und bloß, weil du unbedingt Freibier wolltest.“
Die Frau verdrehte die Augen.
Der Boxernasenmann grinste. Ein Goldzahn blitzte.
Der Gorilla im Hintergrund ließ die Knöchel knacken.
„Nehmen Sie Kreditkarten?“ fragte die Frau.
„Leider nein,“ sagte der Boxernasige. „Nur Bargeld. Ihren Geldbeutel bitte. Die Dame, Ihren bitte auch. Dann schauen wir mal. Wenn Sie nicht so viel dabei haben, geben Sie mir Ihren Autoschlüssel. Wir regeln das dann. Falls was übrigbleibt, denken wir an Sie.“
Die beiden hatten nicht so viel dabei.
Der Mann schielte wieder in Richtung Gorilla, der bedrohlich knurrte als der Blick ihn traf. Dann kramte er in seiner Hosentasche und übergab auch noch den Autoschlüssel. Sein Herz war schwer.
„Und wo ist jetzt die Heizdecke?“ fragte die Frau.
„Liefern wir nach,“ sagte Plattnase. „Wir wissen wo euer Haus wohnt.“ Der letzte Satz klang wie eine Drohung.
„Schon gut,“ sagte der Mann. Er schwitzte.
„Und wo gehts raus?“ fragte seine Frau.
„Hier.“ Boxernase deutete auf den Eingang.
Der Gorilla war verschwunden.
„Und dass ihr mir niemandem die Überraschung verderbt,“ sagte er, als das geschröpfte Paar in die Sonne und die ausgelassene Stimmung der Kirchweih hinaustrat. „Schönen Tag noch.“
Dann begann er wieder zu brüllen, „Freibier!“
„Magst auch a Limo,“ sagte der Mann nachdem sie etwas Abstand gewonnen hatten. „Ich kauf mir jetzt eine.“
„Von was?“ fragte die Frau.

"Niemand verführe euch mit leeren Worten! Denn dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams." (Epheser 5,6).

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