Cities of the Plain

"Und er wurde der Erbauer einer Stadt und benannte die Stadt nach dem Namen seines Sohnes Henoch."
1 Mose 4, 17.

Als Gott den Menschen schuf, setzte er ihn in einen Garten. Eden.
Städte kommen in der Bibel nicht besonders gut weg.
Die erste Stadt überhaupt wurde vom Brudermörder Kain erbaut.
Resen, die erste Großstadt, wurde vom ersten Gewaltherrscher der Geschichte, Nimrod, erbaut, der auch Ninive und Babel gründete, die berüchtigten Städte der Ebenen Assur und Schinar. Nimrod war ein großer Jäger, ein großer Existenzvernichter, vor dem Herrn. (1 Mose 10).
Wir sprechen zwar allgemein vom Turmbau zu Babel, doch wenn man genau hinschaut, dann steht da, "Wohlan, wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen!" (1 Mose 11,4).
Sie bauten eine Stadt und einen Turm.
Nicht nur einen Turm, sondern auch eine Stadt.
Und wozu? Um sich einen Namen zu machen: Blickt auf uns, Landeier, und erblasst vor Neid. (Dabei ist die Stadt doch immer abhängig vom Land, das sie ernährt: Von Leuten, welche die Sicherheit der Stadtmauern verlassen und Risiken eingehen, draußen sind ja die wilden Tiere).
"Und der HERR fuhr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten."
Der Herr schaute sich Stadt und Turm an. Er war unterwältigt. Er mochte den Geist der Stadt nicht. Er verwirrte ihre Sprache und zerstreute die Einwohner in alle Winde. Er zerstörte ihre eine große Echokammer und machte viele kleine daraus. Er schob ihren Möglichkeiten Böses zu tun einen Riegel vor.
Salem, in der Melchisedek als König und Priester herrschte, war anders als Babel. Diese Stadt begann wohl als Gemeinde dieses Mannes Gottes und wuchs sich zur Stadt aus. Bei dieser Gründungsgeschichte wundert es nicht, dass Gott sich diesen Ort lange Zeit als Wohnstatt ersehen hat.
Salem ist eine Ausnahme.  
Die nächste Stadt, die uns begegnet, ist Ur in Chaldäa. In die hat Gott Abraham nicht etwa hineingeführt, sondern aus ihr heraus. (1 Mose 15,7). Und wohin? Aufs Land. In diesem Fall Kanaan.
In 1 Mose 18,20 kommt der Herr abermals, um sich eine Stadt anzusehen. Genaugenommen sind es zwei: Sodom und Gomorrha. Auch sie stehen in einer Ebene, aber nicht der von Schinar, sondern der des Jordan. Auch diese Städte werden gerichtet. Ihre Einwohner werden diesmal nicht in alle Winde zerstreut, sondern vernichtet. Zu verderbt ist ihr Tun.
Danach sehen wir Abraham, wie er in eine Stadt geht, um ein Grab für Sara zu kaufen.
Später, kommt Jakob in eine Stadt namens Sichem, wo der Sohn des Königs seine Tochter Dina vergewaltigt—woraufhin seine Söhne alle Männer der Stadt töten.
Der nächste Lichtblick: Bethel, ("Haus Gottes"). Diese Stadt wurde gegründet, weil Jakob dort von der Himmelsleiter träumte. (1 Mose 28). Der Eingang zum Himmel war entdeckt. Zumindest sah er das so. Dass Gott überall gleichzeitig ist, war damals noch nicht Allgemeinwissen. Allerdings dauerte es mehr als 20 Jahre, bis Jakob in die Gänge kam. Die gute Stadt hatte es nicht leicht mit dem Entstehen. Sie begann, wie Jerusalem, als Tempel des lebendigen Gottes.
Die guten Städte entstehen als Anbetungsorte und entwickeln sich. Über alle anderen Städte richtet die Bibel ziemlich harsch. (Und selbst Bethel wurde zu Beth-Awen, dem "Haus des Bösen", wo Jerobeam ein goldenes Kalb in den Tempel stellte und es Jahwe nannte. Und Leute aus Jerusalem waren maßgeblich für die Kreuzigung Christi verantwortlich).
Städte.
Marx erdachte seine Philosophie größtenteils in London, Hegel in Berlin. Hitler wurde erst in Wien zum glühenden Antisemiten. Rousseau träumte seine Träume vom edlen Wilden fernab von der Wildnis in einem Keller in Paris. Große Städte sind allzu oft Brutstätten zerstörerischer Ideen.
Warum ist das so?
In der Stadt ist man nicht mehr mit der Sicherung des Überlebens beschäftigt, dafür sorgt das Land. Hier hat man Zeit nachzudenken. Hier finden sich Massen zusammen, die man agitieren kann. Hier laufen Stimmungen wie durch einen Verstärker und brechen sich machtvoll Bahn. Städte sind Echokammern, in denen sich Ideen kristallisieren und wirkmächtig werden.
Babel endete in sprachlicher Verwirrung.
Von Jerusalem ging das Wort des Lebens aus, nachdem der Geist die Apostel in Sprachen reden ließ, die sie zwar nicht verstanden, dafür aber ihre Hörer.
Die beiden sind Gegenpole.
Die letzten beiden Städte, von denen die Bibel spricht, sind wiederum die ersten beiden: Babylon und Jerusalem.
Babylon, die große Stadt, wird mit Gewalt niedergeworfen und nie mehr gefunden werden. (Offenbarung 18,21).
In Offenbarung 21 und 22 wiederum kommt das heilige Jerusalem mit seinen goldenen Straßen aus dem Himmel herab wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. "Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen." Christen werden dort wohnen.
Was für Aussichten. 

"Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Anrecht am Baum des Lebens haben und durch die Tore in die Stadt hineingehen." (Offenbarung 22,14).

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