Ein Opa adoptiert seine Enkel

"Deine beiden Söhne, die dir im Land Ägypten geboren wurden, bevor ich zu dir nach Ägypten kam, sollen mir gehören; Ephraim und Manasse sollen mir gehören wie Ruben und Simeon."
1 Mose 48,5.

Jakob, der listige Patriarch, kannte sich aus mit dem Erstgeburtsrecht. Hatte er doch seinem erstgeborenen Zwillingsbruder Esau eben jenes Recht mit einem schrägen Handel abgeluchst. (Damals erbte der Erstgeborene doppelt so viel wie alle anderen Kinder, das war so Sitte).
Nun befand sich Jakob bei seinem Sohn Josef in Ägypten und das Ende seines Lebens nahte.
Und er machte sich so seine Gedanken.
Jakob war ein reicher Mann und hatte viel zu vererben. Doch seine Söhne taugten allesamt nichts. Sie verdienten sein Erbe nicht. Sie hatten ihren Bruder Josef 22 Jahre zuvor in die Sklaverei nach Ägypten verkauft. Doch da Josef ein Mann Gottes war und an seine Bestimmung im Leben glaubte, stieg er in Ägypten auf und wurde zum zweiten Mann nach dem Pharao.
Zwischenzeitlich wurde Josef zum Retter seiner schwierigen Familie.
Der hätte den doppelten Segen verdient. Doch er war nicht der Erstgeborene.
Sollte Jakob seinem Erstgeborenen Ruben, der mit der Konkubine seines Vaters Ehebruch getrieben hatte, den doppelten Segen geben?
Oder Simeon und Levi, diesen Mördern?
Oder dem trägen Issaschar?
Oder dem Schmeichler Naftali?
Oder Dan, dieser hinterlistigen Schlange?
Oder Benjamin, diesem reißenden Wolf?
Gad und Sebulon waren ganz okay. Asser auch. Der war obendrein ein guter Koch.
Juda.
Der hatte sich im Lauf der Jahre radikal verändert. Den konnte der Patriarch als Ersatz-Erstgeborenen akzeptieren. Doch einen anderen wollte er ganz besonders segnen, den würdigsten von allen: eben seinen Josef. Der verdiente den doppelten Segen. Der war seinen Brüdern in jeder Hinsicht haushoch überlegen. Er war auch in schwierigsten Zeiten Gott treu geblieben und war ihm unter größten persönlichen Opfern nachgefolgt. Er hatte nicht aufgegeben, selbst als er von Potiphars lüsterner Frau verleumdet wurde und für Jahre grundlos ins Gefängnis wanderte.
Und so verfiel Jakob auf einen cleveren Trick.
Er machte aus einem zwei.
Wie?
Er adoptierte seine Enkel, die Söhne Josephs, Ephraim und Manasse. Diese zählten jetzt als vollwertige Brüder—und waren nunmehr erbberechtigt! Und so konnte Vater Jakob dem Josef mittels dessen Söhnen einen doppelten Anteil geben, den dieser mehr als verdient hatte.

Wir können nicht ermessen, wie groß der Segen ist, den Gott in unsere Richtung schickt, wenn wir ihm auch in schwierigen Zeiten bedingungslos nachfolgen. Nicht nur der treue Josef wurde gesegnet, sondern auch seine Kinder und Kindeskinder. Als vollwertige Stämme bekamen sie ihr eigenes Territorium in Kanaan. Doppelt so viel wie Josef allein bekommen hätte.
Es zahlt sich eben in jeder Hinsicht aus mit Gott zu gehen.
Also: trockne deine Tränen, du ungerecht behandeltes Kind Gottes. Wer weiß, was für einen Segen Gott aus deinem (vorübergehenden) Leiden sprießen lassen wird?

"Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben." (1 Korinther 2,9).

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