"Was ist meine Berufung?"

"Aber Rut sagte: Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, von dir weg umzukehren! Denn wohin du gehst, will ich gehen, und wo du bleibst, da bleibe ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott."
Ruth 1,16.

„Pastor, ich weiß nicht so recht, wozu ich im Leben berufen bin. Kannst du mir helfen?“

Wenn du nicht weißt, was dein Ruf ist, dann tu das, was dich begeistert, deinen Neigungen entspricht und dir Spaß macht. Im Gegensatz zu ihrer ebenfalls verwitweten Schwägerin Orpa hing die junge Witwe Ruth an ihrer verwitweten Schwiegermutter Naomi. (Ruth 1,14). Sie wollte die alte Witwe nicht verlassen, sie wollte sich um sie kümmern und sich ihrem Volk und ihrem Glauben verbindlich anschließen.
Warum?
Wahrscheinlich weil sie den Gott Israels im Gegensatz zu den Götzen Moabs anziehend fand. Weil unter den Israeliten eine bessere Grundstimmung des Glaubens herrschte. Weil ihr Naomi leid tat. Wir wissen nicht genau warum. Was wir jedoch wissen, ist, dass ihr Herz an Naomi hing und sie nichts lieber tun wollte, als dieser grummeligen alten Witwe beizustehen.
Hat sich das für sie persönlich ausgezahlt?
Kam sie dadurch in ihren Ruf hinein?
Ja und ja.
Durch ihr Kümmern und ihren Fleiß erregte sie die Aufmerksamkeit des großen Grundbesitzers Boas, der das Ausländermädchen prompt wegen ihrer familiären Gesinnung und ihres Fleißes vom Feld weg heiratete.
Nicht alle Frauen sind nämlich Ehefrauenmaterial. Es ist eine ganz bestimmte innere Haltung, die eine Frau zu einer (potentiellen) Ehefrau im eigentlichen Sinne macht. In Ruths Fall war das ganz offensichtlich der Fall. Die dachte nicht an sich, sondern hatte Freude an ihrer schwierigen Schwiegermutter. Unfassbar!
Boas tut das einzig richtige: er heiratet diese belastbare Frau.
Hätte Ruth, die nicht zum Bundesvolk gehörte und deshalb auch an dessen Berufung keinen Anteil hatte, sich nicht aufgrund ihrer Neigung um ihre Schwiegermutter gekümmert, hätte sie Boas nicht getroffen. Die beiden hätten Obed nicht in die Welt gesetzt und der wiederum nicht Isai. Isai war der Vater Davids und aus dessen Linie kam Jesus mütterlicherseits. So fand Ruth ohne groß daran zu denken in ihre Berufung und wurde eine der Großmütter Jesu.
Sie hat etwas richtig gemacht.

"Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue in deiner Kraft." (Prediger 9,10).

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