Tod dem störrischen Sohn?

"Und sie werden sagen: Ein wahrhaft weises und verständiges Volk ist diese große Nation."
5 Mose 4, 6.

„Pastor, in 5 Mose 21, 18-21 steht, dass Eltern ihren störrischen und widerspenstigen Sohn zu den Ältesten der Stadt bringen sollen, damit die ihn steinigen lassen. Das verwirrt mich. Ist Gott nicht ein Gott der Liebe?“

Vogel, ick hör dir trapsen.
Nun denn.
Gehen wir davon aus, dass die Bibel Gottes Wort ist, also inspiriert von seinem Geist. Gehen wir weiter davon aus, dass Gott Liebe ist. Mit diesen beiden Gläsern in der Fassung blicken wir noch einmal auf diesen Vers.
Was sehen wir da?
Dass Eltern keinesfalls selbst das Leben ihres (in ihren Augen) ungeratenen Kindes nehmen dürfen. Vielmehr sollen sie die Objekte ihres Missfallens vor die Ältesten, also vor Gericht bringen, damit dort über sie beurteilt wird.
Warum gab Gott einen solchen augenscheinlich krassen Befehl?
Weil es in der Kultur des Nahen Ostens, und nicht nur dort, seit Jahrtausenden das Phänomen des Ehrenmordes gibt. Es hat sich in manchen Gegenden bis heute gehalten. Auch Bluträcher gibt es noch, aber das ist ein anderes Thema.
Dieses Gesetz dient also nicht der vorschnellen Tötung missratener Kinder, sondern der Verhinderung von Selbstjustiz. Gott verbietet den Eltern, ihre ehrlosen Kinder zu töten. Das durfte nur die Öffentlichkeit aufgrund eines Beschlusses der Ältesten.
Aber:
Ich habe bei kundigen Rabbis nachgeschaut, die in der jüdischen Geschichte nachgeschaut haben: es ist kein einziger Fall bekannt, bei dem dieses Gesetz zur Anwendung gekommen wäre.
Es ist vielmehr davon auszugehen, dass dieses Gesetz viele Leben gerettet hat.
Missratene Kinder ändern sich übrigens manchmal. Viele werden nach ihren Startschwierigkeiten zu aufrechten Bürgern. Manche bekehren sich und werden Kinder Gottes. Manche werden sogar Prediger des Evangeliums.
Wäre doch schade, wenn die vor der Zeit das Zeitliche gesegnet hätten. Also, finde ich.

"Der Zöllner aber stand weitab und wollte sogar die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig." (Lukas 18, 13).

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