Springt er oder springt er nicht?

"Du bestellst Finsternis, und es wird Nacht. In ihr regen sich alle Tiere des Waldes."
Psalm 104,20.

Der Frühling ist im Schwange und es ist immer wieder gut, sich ein wenig an die frische Luft zu begeben.
Neulich beim Spazierengehen habe ich zwei Kuckucke gehört. Einen links des Weges, einen anderen rechts davon. Letztes Jahr kam der Kuckuck zu spät und verpasste die Brutsaison.
Pech.
(Ich kann nicht sagen, dass der Kuckuck mein Lieblingsvogel ist, er ist nämlich ein unangenehmer Nestschmarotzer).
Ein Turmfalke rüttelte über der Wiese wie ein Helikopter und wartete auf Mäuse.
Wenn er eine sieht, die sich dumm genug anstellt, schießt er vom Himmel wie ein Pfeil. Atemberaubend.
Man muss es gesehen haben. Denn man glaubt kaum, dass er das überlebt und sich nicht viel mehr alle Knochen bricht. Doch im Gegenteil: kaum hat er sie, die Maus, schwingt er sich elegant davon, landet auf einem Zaunpfahl und fängt an, sein Abendessen genüsslich mit Reißhaken und Falkenzahn zu bearbeiten.
Guten Appetit.
Die Rehe beginnen zu verfärben. Das winterliche Grau macht dem sommerlichen Rostrot platz. Mein Bruder schickte mir ein Bild von seinem ersten erlegten Bock der Saison und der begann vom Hals her gerade rot zu werden. Ein junges Stück, zwei oder drei Jahre alt. (Das sieht man am Übergang zwischen Gehörn und Schädel. Und an den Zähnen, aber die konnte ich natürlich nicht anschauen). Wir wünschen Waidmannsheil.

Wir hatten über den Winter ein Haustier—unfreiwilligermaßen.
Meine Frau und meine Tochter gaben an, abends rumple etwas über ihren Köpfen. Es höre sich an wie ein Nachtgespenst. Da wir keinen Dachboden haben und Nachtgespenster sich nicht auf zugigen Dächern herumtreiben, schlossen wir diese Möglichkeit aus.
Ich brachte an strategischen Stellen am Haus und an Rankgerüsten Hasendraht an, um den Marder, denn um einen solchen handelte es sich natürlich, den Weg aufs Dach zu verbauen. (Die meisten Nachtgespenster sind Marder).
Und doch fand er immer wieder hinauf.
Erst als ich eine Wildkamera in Anschlag brachte, wendete sich das Blatt. Denn ich sah immerhin, wie er irgendwann in der Nacht wieder verduftete. Ich verbaute ihm auch diesen Weg.
Danach weckten mich eines Nachts furchtbare Schreie. Sie hörten sich an als würde man ein Kleinkind foltern. Ich lächelte und dachte mir: Katzen. Katzen tun, was Katzen tun. Doch meine Frau hörte das Gekreische auch und am nächsten Morgen hörten wir auf YouTube nach, wie es sich anhört, wenn sich ein Marder ärgert: Wie ein Kleinkind im Bonbonladen, das seinen Willen nicht bekommt.
Seitdem ist er verschwunden.
Die letzte Vorstellung auf der großen Bühne gab er Anfang letzten Monats. Ich habe ein Video davon. Immer wenn ich es sehe, frage ich mich: Springt er nun oder springt er nicht?
Hier kann man es sich einmal anschauen:


"Die Junglöwen brüllen nach Raub, sie fordern von Gott ihre Speise. Geht die Sonne auf, ziehen sie sich zurück und lagern sich in ihren Verstecken." (Psalm 104,21-22).

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