Entzugserscheinungen
"...die wir die Süße der Gemeinschaft miteinander
erlebten, ins Haus Gottes gingen in festlicher Unruhe."
Psalm 55,15
Ich muss zugeben, ich habe Entzugserscheinungen. Nicht vom
Predigtdienst. Denn predigen tue ich ja immer noch. Sondern von der
Gemeinschaft mit dem Volk Gottes in der Gemeinde. Ich vermisse den Trubel, das
Reden miteinander, den guten Kaffee und vieles mehr.
Es ist ein seltsames Gefühl, auf der Bühne zu stehen und zu
einem praktisch leeren Saal zu sprechen. Die paar Mitarbeiter verlieren sich in
den Blöcken und man sieht sie kaum. Ab und zu ertönt ein einsames „Amen“ aus
der grauen Dämmerung und dann ist man als Sprecher begeistert: Die Wüste lebt.
Vor ein paar Tagen habe ich es für eine gute Idee gehalten,
mir ein kleines Billigfernsehstudio daheim einzurichten. So könnte man Impulse
setzen und ein wenig Kontakt halten, habe ich mir gedacht. Man spricht vor einem
grünen Hintergrund, den man dann per Software mit einem schöneren Bild ersetzen
kann, ganz so, wie die Profis das auch machen. So könnte man vor einem
toskanischen Landhaus predigen, oder vor einem flackernden Kamin, oder mit
Neuschwanstein im Hintergrund oder einem abstrakten Ornament, das farblich zur
Kleidung passt...
Gehen täte das.
Aber ich habe unterschätzt, wie haarsträubend schwer es ist,
einsam und allein und ganz ohne Zuhörer nur zu einer Kamera zu sprechen. Man
kann nämlich tausendmal von vorn beginnen, wenn man sich versprochen hat, was
man auch dauernd tut, weil man sich dauernd verspricht.
Gestern ging eine Botschaft auf YouTube online, für die ich
eigentlich einen 20-Sekunden-Vorspann aus dem Heimstudio heraus geplant hatte.
Nach einer Stunde hatte ich die Schnauze so voll, dass ich den Vorspann in die
digitale Tonne getreten habe. Das Video hat nun keinen Vorspann. Es ist
deswegen nicht ärmer.
Entweder ich packe das, oder der grüne Vorhang wandert in
die Gemeinde, wo er die blaue Vorhangwand im Roten Saal ersetzt, die doch arg eintönig
rüberkommt. Dann habe ich ein paar Zuhörer und alles ist gut.
Ich hätte nämlich eine wichtige Botschaft über das Thema
„Freiheit von Gebundenheit.“ Denn Leute, die sowas erforschen, sagen, dass der
Pornokonsum in diesen Tagen der Krise, in der die Menschen zu Hause sitzen, die
Server zum glühen bringt. Ich bin dem Herrn dankbar, dass ich mit solcherlei
glühendem Servermaterial nie Probleme hatte, doch es hätte auch anders kommen
können. Ich hatte andere Probleme. Drogen zum Beispiel. Pornosucht ist genauso
schlimm. Doch Jesus befreit vom einen wie vom anderen.
Er gibt auch denen Hoffnung, die in diesen Ausnahmezeiten in
berufliche Existenznöte geraten.
Wann, wenn nicht jetzt, ist es Zeit, im Glauben festzustehen
und dem Herrn Loblieder zu singen?
Paulus und Silas saßen um Mitternacht im Gefängnis und
jammerten nicht, obwohl ihnen der Rücken weh tat, sondern sie priesen Gott und
sangen.
Laut.
Die Gefangenen hörten ihnen zu.
That's faith!
Und Gott sandte prompt ein Erdbeben. In derselben Nacht
entstand noch eine Gemeinde. (Apostelgeschichte 16,25).
Er bringt die Erde auch heute noch zum Beben.
Zu deinem Nutzen und zu seiner Ehre.
Er kann nicht anders.
Er kann nicht anders.
"Wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg.
Ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen." (Psalm 50,23).
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