Härten aushalten

"Es geschah aber, als sie auf dem Weg dahinzogen, sprach einer zu ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst, Herr. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegt."
Lukas 9,57-58.

Obwohl Jesus Gottes Sohn war, war er auch Mensch, mit allem was dazugehört.
Manchmal litt er an den Härten, die dies mit sich brachte.
Liest man die obigen Verse oberflächlich, könnte man meinen, Jesus beschwert sich darüber, dass er in Samaria kein Zimmer für die Nacht bekommen hat. (Darum ging es in den Versen vorher). Doch das wäre zu kurz gesprungen.
Jesus sagt dem Schriftgelehrten also, (Matthäus verrät uns, dass dieser nachfolgefreudige Mann ein Schriftgelehrter war): „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, ich aber nicht.“
Nun ist es so, dass Füchse eigentlich nur zur Ranz im Januar im Bau stecken, wenn sie eine Familie gründen, dann nicht mehr, bzw. eher selten. Rüde und Fähe teilen sich die Arbeit der Aufzucht.
Ähnlich verhält es sich mit den Vögeln. Die bauen Nester, wenn es an die Brutpflege geht. Nachdem die Nestlinge zu Ästlingen geworden sind und die Ästlinge das Fliegen gelernt haben, (bzw. vom Eichelhäher gefressen wurden), wird das Nest nicht mehr gebraucht und steht leer.
Jesus denkt in diesem Moment an die Familie, die er nie haben wird.
Er hat keinen Ort, an dem er „sein Haupt niederlegen“ kann. Keinen Ort, an dem er ganz er selbst sein kann, ohne dass Anforderungen an ihn herangetragen werden. Es gibt niemanden, der ihm geistlich oder intellektuell ebenbürtig wäre, und Johannes der Täufer ist tot. Nur in den seltensten Fällen gewährt er ausgewählten Vertrauten kurz Einblick in seine innerste Befindlichkeit, etwa Petrus, Jakobus und Johannes, als er in Gethsemane anfängt, sehr bestürzt und geängstigt zu werden. (Markus 14,33). Doch sofort geht er weiter und ist wieder allein, wo er auf die Erde fällt und betet, dass die Stunde an ihm vorübergehen möge. Er schwitzt Blut und niemand ist da, der die Last mit ihm trägt. Nirgendwo hat Jesus den Rückhalt einer Familie. Seine Angehörigen erklärten ihn gar für verrückt und wollten ihn greifen. (Markus 3,21).
Wenn der Herr den nachfolgewilligen Schriftgelehrten darauf hinweist, dass er, Jesus, keine Familie hat, auch keine haben wird, und auch keinen Rückzugsort, dann sagt er ihm damit auch, dass es ihm, dem Schriftgelehrten, genauso gehen kann. Der Preis der Nachfolge.

Andere Leiter in der Bibel litten in dieser Sache ähnlich wie Jesus. Auch sie hatten keinen Ort, an dem sie ihr Haupt niederlegen konnten. Simson fand schließlich einen, den Schoß der Delila. Sie stellte keine Ansprüche an ihn. Bei ihr konnte er, der Richter Israels, sein, wie er war. Bei ihr fühlte er sich willkommen. (Von Sex zwischen den beiden ist übrigens nie die Rede, nur davon, dass er so frei war, auf ihren Knien sein Haupt niederzulegen. (Richter 16,19)). Der vertraute Umgang mit ihr tat ihm gut.
Allerdings heiratete er sie nie.
Vermutlich weil er fühlte, dass diese Frau zwar ihre Qualitäten hatte, aber nicht zur Frau eines Richters geeignet war. Statt wie Jesus die Einsamkeit des Leiters zu leiden und den Mangel an Intimität auszuhalten, gab er sich mit einer Frau ab, die ihm zwar warme Gefühle vermittelte, aber von fragwürdigem Charakter war. Unzählige Male versuchte sie spielerisch, ihn seiner geheimnisvollen Kraft zu berauben—und er duldete das! Er muss sie sehr gemocht haben, bzw. sein Bedürfnis nach Nestwärme und Höhlengemütlichkeit muss außerordentlich stark gewesen sein. Doch Delila war schlimmer, als er als er sich hat träumen lassen. Die sanfte Gefährtin erwies sich seines Vertrauens als völlig unwürdig. Sie übte Verrat und verkaufte ihn an die Philister, welche ihm die Augen ausstachen.
Sie wäre besser für Simson gewesen, bestimmte Härten auszuhalten.
Natürlich kompensiert Gott und gibt Gnade für schwierige Situationen, sodass sie nicht zur Qual werden. Doch muss man diese Gnade auch in Empfang nehmen. Und selbst dann kann es Momente geben, in dem einen sein Mangel schmerzlich bewusst wird. Dann gilt es, sich nicht darauf zu fixieren, sondern auf den Herrn zu schauen und sich sinnvollen Aufgaben zu widmen. Sonst endet man wie Simson. Das wäre schade.

Jesus weiß genau, was du durchmachst.

"Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem in gleicher Weise versucht worden ist, doch ohne Sünde. Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe." (Hebräer 4,15-16).

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