Geschichten aus Wald und Feld: Die Maus
"Du bestellst Finsternis, und es wird Nacht. In ihr
regen sich alle Tiere des Waldes."
Psalm 104,20.
Einst lebte im Wald eine Maus in ihrem Loch.
Die ging eines Abends auf einer Wiese spazieren, als es zu
schneien begann. Schnell verschwand die Wiese unter einer weißen Decke und die
Maus, so weit sie auch hüpfte und sprang, fand nicht mehr zurück ins warme Heim.
Ratlos und zitternd vor Angst und Kälte pfiff sie laut, wie es Mäuse tun, wenn
sie Angst haben und ihnen kalt ist und sie ratlos sind.
Hoch über der Maus erklang ein Wiehern!
Die Maus blickte auf und sah die dicken Lippen eines Pferdes.
„Was hast du?“ fragte das Pferd.
„Mir ist kkkalt,“ sagte die Maus.
„Das haben wir gleich.“ Das Ross drehte sich um, zielte kurz
und ließ einen Haufen auf die Maus fallen. Die Äpfel dampften im Schnee und das
Pferd trabte zufrieden davon.
Eklig, dachte die Maus. Na warte. Wenn ich groß bin, dann…
Da merkte sie, dass ihr nicht mehr kalt war. Wohlige Wärme
breitete sich in ihr aus.
Da merkte sie, wie sie jemand am Schwänzchen packte und aus
dem Haufen zog.
Sie blickte auf und sah das freundliche Lächeln von Reineke Fuchs.
Seine Zähne blitzten weiß im Abendlicht.
„Dieses Pferd ist ein Schwein,“ sagte er, „aber das haben
wir gleich.“ Dann begann er die Maus liebevoll zu putzen, bis ihr Fell wieder
glänzte.
„Dankeschön,“ sagte die Maus.
„Gern geschehen,“ sagte der Fuchs, öffnete den Mund und
verputzte sie.
Nicht jeder, der dir unfreundlich erscheint, ist es auch.
Nicht jeder, der freundlich zu dir ist, meint es auch gut
mit dir.
"Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe. So
seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben." (Matthäus
10,16).
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