Wann ist ein Ehebruch ein Ehebruch?
"Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet."
Jakobus 5, 16.
„Pastor, mein Ehepartner hat mir etwas gebeichtet, und zwar
ehebrecherische Gedanken. Das ging scheinbar über Monate. Ich bin konsterniert.
Jetzt meine Frage: Jesus sagt doch in Matthäus 6,28, soviel wie: Intensiv an
Ehebruch denken ist dasselbe wie Ehebruch begehen. Mein Partner hat also
Ehebruch begangen. Ehebruch ist doch ein Scheidungsgrund. Was sagst du dazu?“
Langsam mit den jungen Pferden. Ich fühle mit dir. Das, was du gehört hast, ist unangenehm und schmerzhaft. Doch ein Gedanke ist nicht
dasselbe wie eine Tat. Man kann einen Vogel nicht daran hindern, einem über den
Kopf zu flitzen. Was man verhindern kann, ist, dass er landet, einem die Locken zu einem Nest verdreht und darin zu brüten beginnt, bis es zwitschert.
Ein Gedanke, dem man gewohnheitsmäßig nachgeht, wird wohl
früher oder später zur Tat werden. Tatsache ist jedoch: Die meisten Gedankenblüten
sterben am Baum, vertrocknen und werden vom Wind verweht. Das war jetzt in
eurem Fall kritisch, aber passiert ist nichts. Im Gegenteil, dein Ehepartner
versucht das richtige zu tun. Das solltest du honorieren. (Und dich fragen, wie
es soweit kommen konnte).
Jesus sagt in der zitierten Stelle aus der Bergpredigt im
Wortlaut, „Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich
aber sage euch, daß jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon
Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen.“
In seinem Herzen.
Nicht im Fleisch.
Doch im Kopf dieses Beispiel-Mannes hat der Lustvogel offenbar ein
Nest gebaut. Nun wird er sündigen, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt. Dazu
passt, was Jesus als nächstes sagt, denn er rät zu drastischen Maßnahmen: „Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlaß zur
Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, daß
eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen
wird.“ (Matthäus 6,29).
Das hat er jedoch nicht wörtlich gemeint.
Denn wenn das rechte Auge weg ist, kann man mit dem linken
genauso gut weitersündigen. Dasselbe gilt für die rechte Hand, die abzuhauen Jesus als
nächstes empfiehlt, wenn sie einem Anlass zur Sünde gibt. Zum Schluss sind
Augen und Hände weg, aber das Kopfkino läuft weiter und führt weiterhin zu
sündhaften Taten. (Das hauptschuldige Gehirn kann man sich schlecht auch noch amputieren, denn da gibt es ja noch das Tötungsverbot). Man braucht sich nicht zu verstümmeln. Man muss vielmehr an der Wurzel ansetzen: bei den Gedanken.
Das hat dein Ehepartner getan!
Er/sie
vertraut dir und zählt auf dich. Andernfalls hätte er oder sie den Mund gehalten.
Sei froh, dass sich die Krise so manifestiert hat und die
Sache zur Sprache kam, bevor etwas passiert ist. Möglicherweise liegt da ein
Mangel in eurer Beziehung vor. Dein Ehepartner kommt eventuell emotional nicht
auf seine Kosten. (Wie schaut's da eigentlich bei dir aus?)
Ich würde ihm also vergeben und mit ihm reden. Das mag nicht
leicht werden, wird eure Beziehung jedoch auf eine völlig neue Ebene heben. Der
Herr ist mit euch.
"Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und
gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder
Ungerechtigkeit." (1 Johannes 1,9).
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