Mit Gewalt ins Himmelreich?

"Von den Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt wird dem Reich der Himmel Gewalt angetan, und Gewalttuende reißen es an sich."
Matthäus 11,12.

„Pastor, Jesus hat gesagt, dass die Leute mit Gewalt ins Reich Gottes eindringen. Was meint er damit?“

Als die Leute Jesus hörten und sahen, was er tat, ließen sie alles stehen und liegen und suchten seine Nähe. Denn um ihn herum war das Reich Gottes ausgebrochen: Kranke wurden geheilt, Schuld wurde vergeben und er gab verständliche Anweisungen für ein funktionierendes Leben.
Manche setzen sich beträchtlichen Gefahren aus, um zu ihm zu kommen.
In Markus 1,40 steuert ein Aussätziger, ein Leprakranker, eine lebendige Leiche, schnurstracks auf Jesus zu. Eigentlich hätte der Mann nicht kommen dürfen, sondern gehen müssen. Mindestens hätte er ausrufen müssen: „Unrein, unrein!“
Das tat er aber nicht.
In seinem Zustand auf Jesus zuzugehen, war hoch riskant, ja ein Akt der Gewalt. Normalerweise hätten die Jünger Steine ergreifen und ihn damit vertreiben müssen, denn der Mann setzte ihr Leben aufs Spiel. Doch Jesus tat nichts dergleichen. Die Steine blieben am Boden.
Der Aussätzige kommt und kniet vor ihm nieder und sagt, „Wenn du willst, kannst du mich reinigen.“
Der Mann glaubte, dass Jesus konnte. Doch ob er wollte, wusste er nicht. Deshalb die Frage.
Und Jesus?
Der Herr wurde innerlich bewegt, streckte seine Hand aus und rührte ihn an und sagte zu ihm, „Ich will. Sei gereinigt.“ (Dieses "Ich will!" sagt er auch zu dir).
Dass Jesus seine Hand ausstreckt und diesen Ausgestoßenen anrührt, ist ebenfalls ein Akt der Gewalt. Der Herr setzt sich damit über alle Konventionen des Umgangs mit Leprakranken hinweg.
Und sogleich wich der Aussatz von ihm und er war gereinigt.

Andere Gewalttätige, die das Reich Gottes an sich rissen, waren zum Beispiel die blutflüssige Frau aus Markus 5, die ihr Haus eigentlich auch nicht hätte verlassen dürfen, und der blinde Bartimäus, der am Tor vor Jericho einen Riesenaufstand machte, um die Aufmerksamkeit Jesu zu erregen. Er ließ sich auch von einer feindseligen Volksmenge nicht einschüchtern, sondern gab keine Ruhe, bis Jesus ihn zu sich rief. Auch er wurde geheilt.

Jesus ermutigt eine solche „Gewalttätigkeit“ im Gleichnis vom hartnäckigen Freund, der um Mitternacht drei Brote von seinem Nachbarn will, (Lukas 11,5), oder in dem von der Witwe und dem ungerechten Richter, (Lukas 18,1).

Entschlossenheit tut auch uns gut, wenn wir von Gott Erhörung suchen.

"Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte er es bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch, daß er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird.
Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?" (Lukas 18,7-8).

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