Asoziale Medien?

"Sei nicht vorschnell mit deinem Mund, und dein Herz eile nicht, ein Wort vor Gott hervorzubringen! Denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde, darum seien deine Worte wenige."
Prediger 5,1

„Pastor, gefühlt 10.000 Leute haben meine Nummer und simsen und WhatsAppen mich ständig an. Mein Telefon summt dauernd. Ich will nicht unhöflich sein, aber mir wird das zuviel. Wie kann ich diese Nachrichten ignorieren, ohne mich bei den Schreibern unbeliebt zu machen?“

Der Nachteil bei schriftlichen Nachrichten, erst recht Kurznachrichten, ist der, dass man die Vibrations des Gegenübers nicht abchecken kann. In anderen Worten, man sieht und hört den anderen nicht, und diese Dinge machen einen erheblichen, nicht zu unterschätzenden Teil der Kommunikation zwischen zwei Personen aus. Das fällt bei der Computermessage alles weg. Das öffnet Missverständnissen Tür und Tor. (Selbst beim Bibellesen wünsche ich mir oft, ich würde sehen, WIE Jesus bestimmte Sachen zu wem sagte, um seine Körpersprache nachzuvollziehen, um zu sehen in welcher Stimmung er sich befand, um schneller zu erfassen, was er meinte).
Ich rede mit den Leuten deshalb lieber persönlich.
Telefonisch mache ich es so, dass ich mein Telefon stundenlang rumliegen lasse und nicht beachte. Zu keinem Zeitpunkt diktiert es meinen Tagesablauf. Auf manche Messages antworte ich, andere, auch lieb gemeinte, nehme ich zur Kenntnis, lächle über sie, (wenn sie zum Lächeln sind), und freue mich an ihnen. Ich weine mit den Weinenden, verzichte aber darauf, den Absender mit meiner Antwort zu langweilen.
Ein Vorteil ist natürlich auch, dass relativ wenige Personen überhaupt meine Nummer haben und ich selbige auch niemandem aufdränge.
Im Gegenteil.
Diejenigen, denen ich meine Nummer gebe, bitte ich (unter Androhung schwerster Strafen), diese nicht weiterzugeben.
Ich bin auch in fast keinen Gruppen.
Natürlich entgeht mir dadurch alles mögliche. Manchmal habe ich keine Ahnung, was gerade die Welt bewegt, (bzw. die Gruppe, in der ich Mitglied sein könnte). Doch bisher habe ich das überlebt. Sachen, die wichtig sind, kommen schon bei mir an.
Ich habe auch die Nummern von einigen bekannteren Leuten. Ich werde mich aber hüten, die kumpelhaft anzuschreiben oder ihnen den neuesten WhatsApp-Witz weiterzuleiten. Sowas leiste ich mir mit denen nicht.
Ich verwechsle meine kleine Welt nicht mit dem Universum: Mit Sportlern bleibe ich beim Thema Sport, mit Mitarbeitern bei der Mitarbeit, usw. Ich bombardiere nicht alle mit allem.
Vielleicht ist diese Einstellung ja auch was für dich.

"Für alles gibt es eine Stunde und für jedes Vorhaben unter dem Himmel eine Zeit: ...Zeit fürs Zerreißen und Zeit fürs Zusammennähen, Zeit fürs Schweigen und Zeit fürs Reden." (Prediger 5,1 + 7).

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