Zur richtigen Zeit am (fürchterlichen) richtigen Ort

"Und als sie an den Ort kamen, der Schädel genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken."
Lukas 23,33.

Jesus wurde zwischen zwei Übeltätern gekreuzigt. Der eine stellte sich auf die Seite der Spötter, lästerte ihn und sagte: Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns.
Sein Kollege auf der anderen Seite sah die Sache anders. Offenbar hatte er schon von Jesus gehört und war innerlich berührt worden, denn er schimpfte: Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist? Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan.
Dann wandte er sich Jesus zu, der auch jetzt noch eine atemberaubend gute Figur machte und nicht heulte und schrie und widerrief, um seine Haut zu retten. Jesus mochte am Kreuz hängen, seine Würde hatte er darüber nicht verloren. Der beeindruckte Verbrecher akzeptierte Jesus als Messias, auch wenn er nicht verstand, warum dieser nun hier hing, und sagte: Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.
Und Jesus antwortete ihm mit den weltberühmten Worten: Wahrlich, ich sage dir heute, mit mir wirst du im Paradies sein.
Dieser Räuber war zur richtigen Zeit am richtigen Ort—und mit der richtigen inneren Haltung: Der des Glaubens. Er konnte keine guten Werke mehr tun, denn seine Hände waren ja angenagelt. Er konnte mit seinen durchbohrten Füßen auch nicht mehr auf dem rechten Weg gehen. Er ging in diesem Leben nirgendwo mehr hin. Und diesem verurteilten Verbrecher sprach Jesus diese wunderbare Verheißung zu: Das Paradies. Nur noch ein paar Minuten Zähnezusammenbeißen und alles ist gut.
In Wirklichkeit ging es dem gefolterten Räuber besser als den wohlgenährten, schmerzfreien Lästerern, die vor Jesus standen und ihn beschimpften.
Manchmal ist die Lage anders als wie man sie mit den Augen wahrnimmt.

Der richtige Ort ist immer der, wo Jesus ist.
Viele waren damals bei ihm. Die meisten lästerten ihn. Seine Nachfolger schauten von Ferne zu. Die Frauen weinten. Nur wenige Personen empfingen auf Golgatha einen Segen von Gott: Der Räuber—und ausgerechnet die römischen Soldaten, die Jesus gekreuzigt hatten. Denn als nach der dreistündigen Sonnenfinsternis in der Todesminute Jesu die Erde bebte und die Felsen zerrissen, fürchteten sie und ihr Hauptmann sich sehr und sagten: Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn! (Markus 15,54). Diese Männer waren für die gute Nachricht offen wie Scheunentore. (Und mich würde nicht wundern, wenn diese Hauptmann Kornelius geheißen hätte).
Manchmal ist der richtige Ort ein schauerlicher Ort.
Doch Gott ist dort und mit ihm sein Segen.

"Dafür arbeiten und kämpfen wir, weil wir auf einen lebendigen Gott hoffen, der ein Retter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen." (1 Timotheus 4,10).

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Betrunken im Heiligen Geist

Heiligenfiguren

Bauerngebet zu Neujahr am 7.1.2024