Die Reise zur Reife

"Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein."
Lukas 15,24.

Man lässt sich entweder etwas sagen, oder man lernt aus Erfahrung.
Wie lernst du?
Sich etwas sagen zu lassen oder aus den Fehlern anderer zu lernen ist weniger schmerzhaft als aus Erfahrung zu lernen. Seltsamerweise entscheiden wir uns dennoch oft für das Letztere.
So auch der Verlorene Sohn.
Seine Geschichte ist die Geschichte einer Reifung als Mensch.
Als er uns zuerst begegnet, ist er unreif bis dort hinaus. Sein ganzes Trachten und Wollen ist erfüllt von "Gib mir, gib mir!"
"Gib mir!" sagen Babys, natürliche wie geistliche.
Kleine Kinder sagen: "Mein Wille geschehe! Was der Vater will ist mir egal!"
Der junge Mann möchte auf großem Fuß leben, ohne sich jedoch das dazu nötige Geld verdient zu haben. Er will nicht Schweiß vergießen, sondern Party machen. Er will Privilegien, ohne sich diese Privilegien erarbeitet zu haben. Was tun? Da Geld nicht auf Bäumen wächst, fordert er von seinem Vater das Erbe.
"Vater, ich will dein Geld, aber du stirbst nicht schnell genug. Zahl mir mein Erbe aus!"
Eine Unverschämtheit.
Was ist der Vater? Eine Geldmaschine? Ein Wunscherfüllungsautomat?
(Was ist Gott für dich? Eine Gebetserhörungsmaschine?)
Der Vater geht darauf ein und teilt seinen beiden Söhnen das Erbe.
Der jüngere rafft alles zusammen und setzt sich ab in ein fernes Land, wo er sein Geld vergeudet und verschwenderisch lebt.
Sein Leben besteht aus Feiern und Geldausgeben. Er gibt seinen niederen Instinkten Raum und legt sich keinerlei Zügel an. Selbstdisziplin? Wozu? Er befindet sich auf dem Tiefpunkt der Unreife.
Doch da geht ihm das Geld aus, und just in jenen Tagen kommt auch noch eine Hungersnot über das Land und nun leidet er, wie er zuvor geschwelgt hat.
Da kommt er zu sich. Stolz und Genusssucht fallen ab von ihm. Hier, in der Not, schärft sich sein Blick fürs Wesentliche.
Es ist der Beginn seiner Reife.
Er erkennt: Selbst den Knechten seines Vaters geht es besser als ihm, der hier als Schweinehirt arbeiten muss, (ausgerechnet! Als Jude!). Sein Vater war eigentlich gar kein so übler Typ. Eine Veränderung geht in seinem Herzen vor. Er beschließt, sich dem Vater als Knecht anzubieten. Alles ist besser als die Gemeinschaft mit den Schweinen, in der er sich gegenwärtig befindet.
Als er mit so verändertem Herzen zurückkommt, sieht ihn der Vater schon von weitem. Er erkennt, dass sein Sohn bestimmte bittere Erfahrungen gemacht hat, die ihn reifen ließen.
Als der Sohn zu reden beginnt und in etwa sagt, "Vater, nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe," verändert sich sein Leben schlagartig.
Denn der Vater erkennt, sein Sohn ist als Mensch gereift. Er ist nicht länger der verschwenderische Narr, der er noch vor kurzem war.
"Bringt schnell das beste Gewand heraus und zieht es ihm an und tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße, und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es, und laßt uns essen und fröhlich sein."
Sofort tritt er in die Privilegien der Sohnschaft ein.
Sofort wendet sich sein Schicksal zum Guten. Alles Schwere fällt ab, kaum dass er sich demütigt.
Er wird reich beschenkt--von dem Vater, den er zuvor so übel ausgenutzt hatte.
Das Gewand symbolisiert das Geschenk der Gerechtigkeit Gottes. Das schmutzige, von den Schweinen besudelte Gewand, in dem der Sohn nach Hause kommt, symbolisiert hingegen sein verdorbenes, altes Leben. Dieses Gewand hat er innerlich bereits abgelegt. Nun bekommt er auch äußerlich ein neues Gewand.
Der Ring spricht von Autorität.
Auch wir Christen haben Autorität: Gott erhört unser Gebet.
Und die Sandalen?
Wer schon einmal barfußgelaufen ist, kennt den Unterschied: Mit Schuhen tun die Steine weniger weh, auf denen man läuft.
Ein Leben im Willen des Vaters erleichtert das Leben. Nicht jedes kleine Steinchen drückt gleich, nicht jedes Problemchen ist gleich eine Katastrophe. Gott gibt uns Frieden.

1. Unreife.
2. Tiefpunkt der Unreife.
3. Beginn der Reife.
4. Reife.
Bei welcher Station befindest du dich?
Bei Nummer 4 sagt Gott zu dir:

"Kind, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein." (Lukas 15,31).

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