Der Fluch des Goldes von Tolosa

"Eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben."
1 Timotheus 6,10.

Attila der Hunnenkönig galt im fünften Jahrhundert Anno Domini als Geißel Gottes. Er verwüstete mit seinen grausamen Reiterhorden jede Gegend, in die er eindrang, und plünderte sie radikal aus. Zudem wich das hunnische Schönheitsideal gravierend vom klassischen ab. Hunnische Eltern deformierten die Schädel ihrer Kinder mit Holz- und Ledervorrichtungen, sodass sie hinterher zum fürchten aussahen. Sie waren von erlesener Hässlichkeit, sodass der Hunne schlechthin manchen guten Christen wie eine Inkarnation des Leibhaftigen vorkam.
Ganze Germanenvölker trieben die gelben Gnome auf ihren Steppenpferden vor sich her nach Westen und wurden dabei immer reicher.
Irgendwann schlägt Attila in der Gegend des verwüsteten römischen Munizipiums Katalaunum in Gallien auf. Seine gotischen, herulischen, kalmückischen und sonstigen Hilfstruppen treffen wir hier auf die Soldaten des germanischen Generals Aetius, des Herrn über Roms Armeen im Westen.
Drei Tage lang tobt die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern. Attila schien zu gewinnen, als am dritten Tag Theoderich, der König der Westgoten aus Tolosa, dem heutigen Toulouse, mit seinen Soldaten ankommt und sich auf römischer Seite in die Schlacht stürzt. Bis tief in die Nacht wogt der Kampf.
Attila weiß, nun ist es vorbei.
In Fackelschein seiner letzten Nacht lässt er sich noch einmal die riesigen Schätze an Gold, Silber und Edelsteinen zeigen, die seine Armee mitführt, während inmitten seines Lagers aus den hölzernen Sätteln tausender gefallener Steppenpferde ein riesiger Scheiterhaufen errichtet wird. Seine Könige stehen um ihn herum. Sie wissen, morgen werden sie mit ihrem Herrn diesen Scheiterhaufen besteigen und in Flammen aufgehen. Sie werden sich den Römern nicht ergeben.
Inzwischen hat ein Pfeil den guten König Theoderich von Tolosa tödlich getroffen. Nach alter Väter Sitte heben die Westgoten noch auf dem Schlachtfeld seinen Sohn Thorismund auf den Schild und machen ihn zum neuen König.
Am Morgen spricht General Aetius eindringlich zu seinen gotischen, burgundischen und fränkischen Heerführern. Attila sei eingeschlossen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Feind die Waffen strecke. Der Hunne werde fallen. Europa werde frei sein von dieser Geißel aus den Tiefen der Urwälder des Ostens. Man müsse nur noch kurz in Eintracht zusammenstehen.
Da wandert das Auge des neuen Gotenführers Thorismund über seine Offiziere. Einer fehlt. Sein Bruder Theoderich junior. Sofort kapiert der neue König was passiert: Theoderich hat sich abgesetzt! Er ist unterwegs nach Tolosa, um den dortigen Goldschatz in Besitz zu nehmen. Wenn er ihn erst hat, dann wird Theoderich der neue König der Westgoten sein und Thorismund wird sterben.
Thorismund beschließt darauf hin, mit seinen Truppen die Römer zu verlassen und Theoderich nachzusetzen, um zu verhindern, dass der in den Besitz des vermaledeiten Schatzes gelangt. Die Westgoten werden im entscheidenden Kampf gegen Attila nicht zur Verfügung stehen.
So schwächt die Habgier des Theoderich die Armee des Aetius.
Und Attila kommt davon.
Er ist zwar geschlagen, aber nicht vernichtet. Der Scheiterhaufen bleibt unentzündet. Der Hunne und seine Vasallen reiten unbehindert zurück nach Osten. Tausende Unschuldige fallen weiter ihren Krummschwertern zum Opfer.
Im Jahr darauf steht Attila vor den Toren Roms.

Das Gold von Tolosa brachte dem Usurpator Theoderich übrigens kein Glück. Er wurde von Abenteurern ermordet. Um des Goldes willen.

"Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge. Strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens. Ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen!" (1 Timotheus 6,11-12).

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