Wozu brauchen Drachen Gold?
"Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige
getrachtet haben und von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen
Schmerzen durchbohrt haben."
1 Timotheus 6, 10.
„Hallo Drache,“ sagte der Ritter. „Ich hab mal eine Frage.“
„Schieß losss,“ raunte der Drache. Dampfwölkchen fuhren aus
seinen Nüstern.
„Ihr Drachen seid für eure riesigen Goldschätze bekannt.
Wozu braucht ihr die eigentlich? Ich meine, hier in deiner Höhle hast du doch
keine Verwendung dafür. In den Laden gehen und dir etwas kaufen kannst du auch
nicht. Und wenn du auf den Markt gehst, laufen alle davon und du kannst dich
umsonst bedienen. Also, wozu brauchst du das ganze Gold?“
„Weil ich ein Angler bin,“ sagte der Drache.
„Das wäre mir neu,“ sagte der Ritter.
Der Drache verdrehte die Augen. „Das Gold sorgt dafür, dass
mein Essen zu mir kommt, sodass ich hier nicht raus muss. Ich find's hier nämlich
ganz gemütlich.“
„Jetzt kapier ich,“ sagte der Ritter.
„Außerdem bin ich auf meine alten Tage nicht mehr so gut zu
Fuß,“ sagte der Drache „Spaziert also ein Ritter herein, dann lasse ich ihn den
Goldschatz sehen, damit er sich tüchtig freut, bevor ich ihn mit meinem Feueratem
anblase. Das wirkt sich positiv auf den Geschmack aus. Ich muss ihn dann nur
noch aus der Rüstung pulen. Ihr Menschen kennt das ja von den Krabben.“
„Und du hast keine Angst, dass mal ein Ritter kommt und dich
zur Krabbe macht?“
Der Drache lachte verhalten. „Nein mein Lieber, das habe ich
nicht. Dein Schwertlein ist meiner Feuerwalze nicht gewachsen.“
„Wenn du dich da mal nicht täuschst,“ sagte der Ritter und
erschlug den Drachen.
„Oh,“ sagte die Echse als sie verröchelte. „Das hatte ich so
nicht erwartet.“
„Ich bin nicht dein Schlachtschaf,“ sagte der Ritter und
wischte sein Schwert sauber. „Für mich gelten andere Regeln.“ Er war nämlich im
Auftrag seines Herrn unterwegs.
„Und ich dachte …“ sagte der Drache. Dann sagte er nichts
mehr.
Mit dem Drachengold finanzierte der Ritter ein Heim für Drachenjungfrauen,
die nach ihrer Rettung nicht wussten wohin. (Er konnte ja nicht jede heiraten).
Und da er nicht gestorben ist, fürchten sich die Drachen noch heute vor ihm.
"'Wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden.' Aber
in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat."
(Römer 8, 36-37).
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