Reichsbürger? Resistance?

"Jede Seele unterwerfe sich den übergeordneten Autoritäten! Denn es ist keine Autorität außer von Gott, und die bestehenden sind von Gott verordnet."
Römer 13, 1.

„Pastor, in letzter Zeit liest man immer wieder von den sogenannten Reichsbürgern. Es soll so viele davon geben, und viele sollen bewaffnet sein. Sind die gefährlich?“

"Reichsbürger" sind Leute, die den Staat, in dem wir leben, nicht anerkennen, sondern sich als Bürger des Deutschen Reiches betrachten. Für die ist das nicht untergegangen, sondern existiert weiter. Die spaßigeren unter ihnen gründen ihre eigenen Königreiche und vergeben Ausweise.
Man sieht schon, ganz kann man das nicht ernst nehmen.
Ich persönlich halte von dieser Bewegung nichts.
Die Republik in der wir leben, ist die beste, die wir je hatten, und es ist nichts gewonnen, wenn wir diese nun infrage stellen. Vielmehr sollten wir sie verteidigen. Nicht unbedingt gegen kuriose Reixbürger, sondern gegen eine Politik, welche die freiheitlich-demokratische Grundordnung untergräbt, (zum Beispiel indem sie Gesetze nur noch wahlweise und nach Belieben durchsetzt, Kleinigkeiten streng ahndet und schlimme Dinge hingegen lasch; so ruiniert man einen Rechtsstaat). In einer Demokratie macht man das indem man wählt.
Ein überragender Vorteil der Demokratie ist nämlich, dass man seine Regierung auf unblutige Weise wieder los wird, wenn sie einen nicht mehr zusagt. Die Reichsbürger sollen sich in der Reichsbürgerpartei zusammenschließen und sich Wahlen stellen. Dann wird sich zeigen, ob ihr Staatsbild mehrheitsfähig ist.

Was die öffentliche Diskussion über diese Leute angeht: Heute muss man der Presse nicht mehr alles glauben, das Internet ist erfunden und man kann bestimmte Daten bis zur Quelle zurückverfolgen, zum Beispiel die über die rechte Radikalität dieser Polit-Exoten.
Man klickt einfach rüber und schaut im Verfassungsschutzbericht nach.
Demnach sind etwa 900 von mehr als 16.500 Reichsbürgern rechtsradikal. Mehr nicht. Die anderen hegen lediglich Wunschträume von der Selbstverwaltung. Manche erklären ihr Grundstück zum Ministaat. Wie gesagt, im Grunde eine Farce.
Etwa 1200 haben eine waffenrechtliche Erlaubnis, also nicht einmal 10 %. Und diese Gruppe wird medial zu einer schwerbewaffneten, dunkel dräuenden Miliz hochgejazzt.
Ich weiß nicht.
Könnte es sein, dass hier ein Feindbild aufgebaut werden soll, um bestimmten Leuten ohne echte Begründung die Waffen wegnehmen zu können?

In der Bibel finden sich unterschiedliche Haltungen zur Obrigkeit. Römer 13, 1, (der obige Vers), ist deswegen nicht absolut zu setzen.
Für Mose war der Pharao ein Tyrann, dem es zu widerstehen galt.
Für Paulus, den römischen Bürger, war Rom eine Schutzmacht, die ihn vor Verfolgungen und Nachstellungen von Juden und Griechen bewahrt hat. Nicht immer, (Philippi), aber meistens, (Korinth, Ephesus...). Spätestens unter Nero wandelte sich der römische Staat jedoch vom Beschützer des Rechts auch der Christen sporadisch zum gnadenlosen Verfolger des jungen Glaubens. Während Paulus die römische Obrigkeit lobt, weissagt Johannes ihr in Offenbarung 17-18 Qual und Trauer, Gericht und Verderben.
Wobei die Christen stets gewaltlos blieben.
300 Jahre später, als das Römische Reich aus dem letzten Loch pfiff, war es nicht der Kaiser, sondern der christliche Bischof von Rom, Leo I, der hinauszog vor die Stadt und mit Attila dem Hunnenkönig verhandelte. Was die beiden genau besprachen, wissen wir nicht. Historische Tatsache ist: Der hunnische Schlächter zog mit seinen Reitern ab, ohne die Stadt zu verheeren.
Die Nachfolger Christi wurden der Stadt, die sie einst verfolgte, zum großen Segen.

Es gibt immer wieder Zeiten, in denen man unpopuläre Meinungen vertreten muss, (d. h. der Wahrheit treu bleiben muss). Das Fähnlein in den Wind zu hängen wäre dann der falsche Weg.

"Du sollst der Menge nicht folgen zum Bösen. Und du sollst bei einem Rechtsstreit nicht antworten, indem du dich nach der Mehrheit richtest und so das Recht beugst." (2 Mose 23, 2).

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