Sprach Gott im Alten Testament schneller zu Betern?

"Im Gewandbausch schüttelt man das Los, aber all seine Entscheidung kommt vom HERRN."
Sprüche 16, 33.

"Pastor, im Alten Testament haben die Leute Gott etwas gefragt und dann heißt es oft gleich „Und der Herr sprach.“ Quasi sofort. Ohne Anlaufzeit. Ich möchte, dass der Herr auch zu mir so schnell spricht. Wir leben doch im besseren Bund. Warum sprach Gott im alten so viel schneller?"

Gott gab damals Entscheidungen durch das Werfen von Losen, deshalb ging das so schnell.
Der Hohepriester trug dazu extra die sogenannten Urim und Thummim in einer Tasche auf der Brust seines Priestergewandes. (2 Mose 28, 30).
Auch der Dienst der Priester im Heiligtum wurde ausgelost. Dazu wurden Steine mit den Namen der Dienstkandidaten in ein Gefäß getan, das man dann schüttelte, bis ein Stein herausfiel.

Wenn jemand eine Entscheidung von Gott suchte und vom Priester das Los werfen ließ, aber Gott antwortete ihm nicht, dann wollte einfach kein Losstein herausfallen, so sehr der Priester auch schütteln mochte. Das ist zum Beispiel König Saul passiert, nachdem der verworfen worden war. (1 Samuel 28, 6).

Das Los zu befragen war damals populär.
Sogar die heidnischen Seefahrer, auf deren Schiff Jona vor Gott floh, warfen einst das Los, um herauszufinden, wegen wem sie sich plötzlich in einem entsetzlichen Sturm wiederfanden. Das Los fiel auf Jona. Als sie ihn über Bord geworfen hatten, „da ließ das Meer ab von seinem Wüten. Und die Männer fürchteten den HERRN mit großer Furcht, und sie brachten dem HERRN Schlachtopfer dar und gelobten ihm Gelübde.“ (Jona 1, 15-16). Jona war ein höchst effektiver (unfreiwilliger) Evangelist. Sogar im Untergang bekehrte er noch Leute. Auch er überlebte das Drama bekanntlich und wurde zum vollmächtigen Reformator Assyriens, (zumindest für eine Generation).

Das letzte Mal, dass Gott um eine Entscheidung durch das Los angerufen wurde, findet sich in Apostelgeschichte 1. Judas hatte sich erhängt und fiel als Apostel aus. Die übrigen Apostel empfanden jedoch, dass sie zu zwölft sein sollten. Man nominierte darauf hin zwei Kandidaten, die den Dienst Jesu von Anfang an begleitet hatten, so wie die anderen elf es getan hatten. „Und sie gaben ihnen Lose. Und das Los fiel auf Matthias, und er wurde den elf Aposteln zugezählt.“ (Apostelgeschichte 1, 26). Diese Losentscheidung wird nirgendwo relativiert. Gott sprach damals wirklich so.

Wir werfen heute keine Lose mehr. Das tat Paulus auch nicht. Er empfiehlt dies auch in keinem seiner Briefe.
Warum nicht?
Auf diese Weise Gottes Willen herauszufinden ist doch ungemein praktisch und zeitsparend. Heutzutage haben Christen jedoch den Heiligen Geist. Er wohnt in uns. Wir sind sein Tempel. In den Israeliten wohnte er nicht. Unter ihnen hatten nur drei Personen den Heiligen Geist, und das auch nur sporadisch, wenn sie gerade ihres Amtes walteten: Der König, der Priester und der Prophet.
So gesehen haben wir es heute besser.

Gott erlaubt uns, die meisten unserer Entscheidungen selbstständig zu treffen. Er gängelt uns nicht. Wer Entscheidungen treffen muss, muss abwägen. Dieses Abwägen führt zu richtigen oder falschen Entscheidungen. In beiden Fällen führt dieses eigenständige Entscheiden zu einem Maß an Reife. Denn aus Fehlern lernt man genauso wie aus richtigen Entscheidungen.
Und wenn Gott will, dann macht er sich schon verständlich: Durch außergewöhnlich starke innere Eindrücke, durch Träume oder auch einmal durch eine seltene prophetische Schau.
In den allermeisten Fällen sagt er jedoch zu uns:

"Geh hin, tu alles, was du im Herzen hast, denn der HERR ist mit dir." (2 Samuel 7, 3).

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