Was machte Johannes den Täufer zum Größten?
"Wahrlich, ich sage euch, unter den von Frauen
Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer..."
Matthäus 11, 11.
Ich habe mir manches Mal überlegt, warum genau Johannes der
Größte war und ein solches Lob von Jesus bekommen hat. Noah, Hiob, Mose, Elia,
David, Jesaja, Daniel...: Es gibt viele, die viel mehr geleistet haben als
Johannes, wenn man mal das Große Ganze betrachtet. Johannes kam aus der Wüste
und predigte Umkehr.
Das war alles.
Er überbrachte kein ewiggültiges Gesetz, rettete nicht spektakulär
die ganze Menschheit, (nicht einmal ein Weltreich), er sagte nicht das Leiden
des Messias detailliert vorher. Er tat nichts dergleichen. Er sagte nicht viel
mehr als, "Kehrt um, denn Gericht ist im Anmarsch. Wenn ihr umkehrt, dann
kommt der Messias und rettet euch vor dem Gericht. Also kehrt um, aber richtig,
denn der Messias läßt sich kein X für ein U vormachen. Er kommt und drischt
sein Feld. Den Weizen wird er in die Scheune fahren, die Spreu wird er
verbrennen. Seid Weizen, nicht Spreu."
Viele vor ihm predigten ähnlich.
Viele wurden deswegen, wie er, umgebracht.
Was machte Johannes so besonders in den Augen Jesu?
Daß er sein Cousin war? Kaum, denn vor Gott sind ja alle
Menschen gleich.
Es war natürlich sein Charakter, der ihn so auszeichnete.
Denn normalerweise lieben die Menschen das Ansehen, den Erfolg und den Ruhm,
wenn er sich einstellt. Diese Dinge teilen sie nicht gern. Wenn ein neuer Laden
aufmacht, der dieselben Dinge verkauft, wie ein anderer, dann freut sich der
alte Ladeninhaber nicht über die neue Konkurrenz. Die Tendenz ist dann, den
anderen abzusägen.
Das tat Johannes nicht.
Er ruhte in Gott. Er wußte, daß er nicht der Messias war und
maßte sich dieses Amt auch nie an.
Er war sich im klaren darüber, daß einer kommen würde, der
einen viel "besseren Laden" als er eröffnen würde und daß die Leute
dann zum Neuen gehen würden. Und er kam damit klar.
Er sagte, "Er muß wachsen, ich aber abnehmen." (Johannes
3, 30).
Sich nicht vorzudrängen, im Hintergrund zu wirken und damit
zufrieden zu sein, die zweite Geige gut zu spielen, das machte Johannes in den
Augen Gottes groß. Es war sein Glaube und seine Demut. Und sein Gehorsam, in
dem sich seine Hauptqualitäten niederschlugen.
Ich frage mich natürlich auch, warum Johannes nach der Taufe
Jesu, den er als Lamm Gottes, das die Sünden der Welt wegnimmt, erkannt hatte,
nicht nachfolgte. Warum hat er sich nicht Jesus angeschlossen? Er hätte von
Anfang an eine führende Rolle unter den Jüngern Christi gespielt. Denn Petrus,
Andreas und viele der anderen waren bereits Johannesjünger. Jesus hätte einen mächtigen
Helfer gehabt, einen (Seelen-)Verwandten, mit dem er hätte reden können wie mit sonst keinem. Keiner hat Gottes Plan so gut
gekannt wie Johannes. Zwar hatte auch er Fragen, aber trotzdem.
Wäre Johannes statt Petrus der erste Pfingstprediger
geworden?
Wäre er der erste Pastor der Gemeinde in Jerusalem geworden?
Was hätte Paulus alles von ihm lernen können?
Nun, Johannes starb noch vor der großen Zeit Jesu.
Schade.
"...der Kleinste aber im Reich der Himmel ist größer
als er." (Matthäus 11, 11).
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