Nicht mehr die Zeit für Konkurrenzdenken

„Ihr aber seid Christi Leib, und einzeln genommen, Glieder.“
1. Korinther 12,27.

Gestern traf ich auf eine Umfrage, die Amerikaner über Europäer und ihren Glauben in Auftrag gegeben haben. Demnach bezeichnen sich 66 % der Briten als Atheisten oder ungläubig. In Deutschland liegt der Wert bei 59 %, in Frankreich bei 53 %.
Die Gläubigen, speziell die Christen, befinden sich in diesen führenden, reichen Ländern der Europäischen Union also in der Minderzahl. Nun war es schon immer so, dass großer Reichtum zu großer Gottlosigkeit geführt hat. Selbst Salomo strauchelte am Ende seines Lebens und kompromittierte sich, indem er heidnischen Göttern Altäre baute, weil seine jugendlichen Ehefrauen welche haben wollten. (1. Könige 11). Doch Werte nahe der 60 % sind schon überaus bedenklich. Denn die Moral entspringt letztendlich dem Glauben. Jemand, der an Gott glaubt und weiß, dass er Gott Rechenschaft ablegen wird, verhält sich anders, als jemand, der sich für einen kosmischen Zufall hält und YOLO denkt, (you live only once: man lebt nur einmal). Eine solche Person wird ihre Ethik stets der Situation anpassen, gut und böse sind bei ihr relativ.
Bei Christen nicht.
Eine Gesellschaft, in der gut und böse relativ sind, lebt mit großen Unsicherheiten. Denn sie kann zwischen Gut und Böse nicht mehr unterscheiden. Sie lebt dann mit den bösen Konsequenzen gutgemeinter Taten.

Interessanterweise ist es so, dass das gottlose Vereinigte Königreich von der Tochter eines Pastors regiert wird, die sich klar zum christlichen Glauben bekennt und auch dafür einsteht, dass dieser in ihre politischen Entscheidungen mit einfließt.
Fand ich interessant.
A. M. ist ebenfalls die Tochter eines Pfarrers, (allerdings eines roten). Und auch bemerkenswert ist die Tatsache, dass Francois Fillon, der aussichtsreichste Präsidentschaftskandidat in Frankreich, die Nation zurückführen will zu ihren christlichen Wurzeln, womit er wohl vor allem den Katholizismus meint. In Europa waren es oft christliche Fürsten, die ihren oft apathischen Untertanen nicht die schlechtesten Gesetze aufdrückten. In den Vereinigten Staaten ist es geschichtlich eher umgekehrt: Da kam die Erweckung stets aus dem Volk.

2/3 der Menschen in den führenden europäischen Nationen geben zurzeit also vor, nicht an Gott zu glauben. Dieses Umfrageergebnis zeigt: Wir als Christen können uns einen Konkurrenzkampf unter den Konfessionen und christlichen Strömungen zurzeit nicht leisten. Wir werden kulturell belagert, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Feindseligkeiten uns gegenüber mal wieder offen zutage treten, (sofern der Herr nicht doch noch eine umfassende Erweckung schenkt).

Ich behaupte: Jede Strömung hat ihre Berechtigung, denn wir sind alle miteinander Christi Leib und einzeln genommen Glieder, d.h., wir erfüllen alle unterschiedliche Aufgaben.
Jede Persönlichkeit hat ihre geistliche Heimat.
Ein leicht flippiger Charismatiker wird wohl einen verkopften Naturwissenschaftler nicht so recht mit dem Evangelium erreichen. So ist es gut, dass es auch noch die Baptisten gibt, die in ihrer Mehrheit allem „Schwärmerischen“ von Herzen abhold sind.
Ein Freikirchler, in dessen Gemeinde es schon mal lebhaft zugeht, wird vermutlich keinen Traditionalisten erreichen, der, sobald er eine Kirche betritt, ernst und würdevoll wird, und der das Ritualhafte und Liturgische liebt.
In der Christenheit gibt es zum Glück für jeden etwas.
Paulus hat völlig recht, wenn er sagt: „Nun aber sind zwar viele Glieder, aber ein Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht, oder wieder das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht, sondern gerade die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig.“ (1. Korinther 19-21).
Genau die christliche Gruppen, auf die du herabblickst und für „schwächer“ hältst, sind notwendig. Denn: „Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen am Leib, wie er wollte.“ (1. Korinther 18).

Wir können uns geistlichen Snobismus in Europa derzeit nicht leisten. Sofern jemand die Gottessohnschaft Jesu Christi und die Notwendigkeit seines Todes am Kreuz anerkennt, sollten wir unsere Gemeinsamkeiten betonen. Wer glaubt dass Jesus von den Toten auferstanden ist und ihn zum Herrn seines Lebens gemacht hat, den sollten wir als Teil des Leibes anerkennen, auch wenn wir nicht mit ihm in allen Punkten übereinstimmen.
Auf der Einheit liegt Segen, nicht auf der Rechthaberei.

„Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.… Denn dorthin hat der Herr den Segen befohlen, Leben bis in Ewigkeit.“ (Psalm 133).

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