Sabbat oder Sonntag?
"Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere
aber hält jeden Tag gleich. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig
überzeugt!"
Römer 14,5.
„Pastor, wie ist das jetzt nochmal mit dem Sabbat…? Wir
sollten den doch halten, nicht den Sonntag, oder?“
Zum 1000. Mal dieselbe Frage.
Ich frage mich ernsthaft, weshalb manche sich so sehr für
den Sabbat erwärmen. Vielleicht, weil dieses Gebot das leichteste zu halten ist, (durch Nichtstun),
und nachprüfbar, und der Mensch hat's ja gerne leicht und nachprüfbar. „Schau,
Pastor, jeder kann sehen: Ich halte den Sabbat. Also bin ich ein guter Christ.“
Allerdings kenne ich, außer jüdischen Christen, niemanden,
der den Sabbat tatsächlich hält, indem er am Freitag um 6:00 Uhr abends die
Arbeit niedergelegt und sie nicht mehr aufnimmt bis zum Samstag um 6:00 Uhr
abends.
Sabbat ist nämlich nicht gleich Samstag.
Christen überall auf der Welt feiern jedoch am Sonntag
Gottesdienst und nicht am Samstag—und das schon seit 1900 Jahren, seit den
Tagen des Apostels Johannes. Denn der Sonntag ist der Tag der Auferstehung des
Herrn. Zufällig war dies bei den Römern auch der Wochentag Sebasté, der sogenannte
„Tag des Herrn“, womit der Kaiser gemeint war. Christen feierten am Ruhetag jedoch
nicht den Kaiser, sondern ihren Herrn, Jesus.
Von einem solchen Sonntag sagt Johannes: „Ich war an des
Herrn Tag im Geist…“ (Offenbarung 1,6). Dies ist die erste Erwähnung eines
Sonntags als Tag des Herrn in der Literatur überhaupt, wohlgemerkt: In der
Bibel.
Wir blicken noch ein wenig weiter in die Geschichte:
In der ältesten Gottesdienstordnung der christlichen Kirche,
der „Didache“, steht: „An des Herrn Tag treffen wir uns und brechen Brot.“ (Didache
14,1).
Ignatius von Antiochia sagt, Christen „leben nicht länger
für den Sabbat, sondern für den Tag des Herrn.“ (An die Magnesier 9,1).
Melito von Sardis schrieb ein Traktat mit dem Titel „Bezüglich
des Herrn Tag.“
Bereits kurz nach dem Jahr 100 hatten Christen praktisch
überall das Halten des Sabbats aufgegeben und den Sonntag zu ihrem Tag gemacht.
Würde ich als Christ in Israel wohnen, würde ich mit denen
dort den Sabbat halten.
Ich lebe jedoch hier, wo der Sonntag von Anfang an der Tag
des Herrn war.
Ich für meinen Teil werde mich nicht umstellen.
Überhaupt sagt Jesus selbst:
„Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und
nicht der Mensch um des Sabbats willen, somit ist der Sohn des Menschen [Jesus]
Herr auch des Sabbats.“ (Markus 2, 27-28).
Und, vielleicht noch deutlicher:
„Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil
er nicht allein den Sabbat aufhob,
sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst Gott gleich
machte.“ (Johannes 5,18).
Jesus konnte es seinen Zeitgenossen auch nicht rechtmachen,
was den Sabbat betrifft. Und wir tun gut daran, über der Sabbatfrage nicht zu
Pharisäern zu werden.
Ich wette, in ein paar Wochen fragt mich trotzdem wieder
jemand nach dem…
… Sabbat.
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