Die Tragödie vor dem Erntedankfest
„Und Juda und Israel wohnten in Sicherheit, jeder unter SEINEM
Weinstock und unter SEINEM Feigenbaum, von Dan bis Beerscheba alle Tage Salomos.“
1. Könige 5,5.
Heute feiert man in den Vereinigten Staaten Thanksgiving,
denn an diesem Tag im Jahr 1623 haben sich die puritanischen Pilger mit den
Indianern zusammengesetzt und ein rauschendes Erntedankfest gefeiert, denn die
Ernte war überaus reichlich ausgefallen.
Die Begebenheit hat jedoch eine Vorgeschichte, die nicht so
bekannt ist.
Es war nämlich so, dass die Pilger sich ursprünglich
vorgenommen hatten, Landwirtschaft im Kollektiv zu betreiben: „Wir bauen die
Nahrung gemeinsam an, teilen die Ernte in gleiche Teile und jeder bekommt seinen
Teil.“
Das klang gut, sozial gerecht und fair, war aber in der
Praxis überaus problematisch.
Denn wenn feststeht, dass alles in einen Topf geworfen wird,
weil alle „zusammenarbeiten“, dann arbeiten manche nicht unbedingt hart. Denn
es wird ja geteilt. Sie bekommen ihren gleichgroßen Teil, ob sie sich nun
anstrengen oder nicht.
Um sich einen Vorteil zu verschaffen, gingen manche nachts
ins Feld und ernteten ein wenig—noch bevor das Getreide ausgereift war. Manche Jugendlichen
war besonders faul und standen im Verdacht, die Ernte der Kommune regelrecht zu
klauen.
Die Pilgrims verhungerten in jenem Jahr beinahe.
Das Entsetzen war groß und man fragte sich, was zu tun war,
um nicht abermals einen solch verheerenden Hungerwinter erleben zu müssen.
Gouverneur Bradford teilte das Land im nächsten Jahr in
Parzellen auf und teilte jedem Pilgervater samt Familie sein eigenes Stück Land
zu, damit dort jeder soviel wie nur irgend möglich für seinen Bedarf anbauen konnte.
Diese Privateigentumsregelung machte „alle Hände sehr industriös“, wie der
Gouverneur bemerkte. Alle arbeiteten fleißig und mühten sich, denn nun handelte
es sich nicht um kollektives Kommuneneigentum mit garantierter Teilhabe (am
Hungertuch), sondern um das eigene Feld.
Das Ergebnis war die Fülle.
Eine gigantische Ernte.
Genug für ein historisches Fest, das heute noch jährlich
begangen wird.
„Und sie werden sitzen, jeder unter seinem Weinstock und
unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken. Denn der Mund des
HERRN der Heerscharen hat geredet.“ (Micha 4,4).
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