Eros

„Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses.“
Römer 13,10.

Es gibt Dinge, die kann man nicht wegdiskutieren. Etwa die Tatsache, daß es verschiedene Arten von Liebe gibt. (Nein, dies wird keine Unzuchtsapologetik). Die vier Arten, von denen ich rede, sind agape, philia, storge und eros. Drei von ihnen kommen in der Bibel vor, nur eros nicht, (das griechische Wort, die Sache selbst natürlich schon).

Agape ist die Liebe Gottes.
„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist." (Römer 5,8). Wer Jesus in sein Leben einlädt bekommt Leben in einer neuen Qualität. Er wird geistlich von neuem geboren, wird Teilhaber der Natur Gottes und hat eine wunderbare Zukunft vor sich. Die Liebe Gottes ist selbstlos.
Wir sollen's wie Gott machen und Menschen ebenfalls mit Agape-Liebe lieben. Nur diese Art von Liebe kann ihre Feinde lieben. Warme Liebesgefühle stehen bei der Agape nicht im Vordergrund.

Philia ist die Liebe unter Freunden.
David und Jonathan waren seelenverbundene beste Freunde. Sie hatten gemeinsame Interessen und konnten sich gut leiden. Es hatte geklickt zwischen ihnen. Sie fühlten sich wohl in der Gegenwart des andern. In gewisser Weise kann man sich seine Philia-Freunde nicht aussuchen. Das passiert oder es passiert nicht. Man findet sie einfach.
Die Bibel fordert ältere, erfahrene Frauen auf, jüngere Frauen zu coachen, ihre Männer zu lieben (philia). (Titus 2,4). Interessant, nicht?
Männer hingegen werden aufgefordert, ihre Frauen mit Agape-Liebe zu lieben. Wer Ohren hat zu hören...

Storge ist die Liebe in der Familie.
Sie ist die Liebe der Eltern zu ihren Kindern, der Großeltern zu ihren Enkeln. Sie ist das geheimnisvolle Band, das Verwandte zusammenhält.

Und dann ist da noch Eros.
Eros hat nicht allein mit der erotischen Liebe zu tun, der Begriff ist vielschichtiger. Er umfasst auch die Liebe zum Volk, zur Nation, zu unserer Gruppe, unserem Verein.
Grölende Fußballfans mit ihren Käppis und Schals zelebrieren Eros.
Mit Eros kann man viel Geld verdienen.
Siehe Europameisterschaft.
Europäische Politiker, vor allem deutsche, haben eine panische Angst vor dieser Art von Liebe. Und in der Tat neigt sie zu irrationalen Auswüchsen. Welche Frau kann schon mit Fug und Recht behaupten, ihr Mann sei der Größte? Ihr erscheint dies vollkommen einleuchtend, denn sie betrachtet ihn durch die Linse des Eros. (Ja ja, und er sie natürlich auch).
Eros ist die Kraft, die uns jubeln lässt, wenn einer unserer Nationalspieler ein Tor geschossen hat.
Genaugenommen ist dies völlig irrational.
Wir haben mit dem Torjägerbuben absolut nichts zu tun. Wir kennen ihn nicht. Er kennt uns nicht. Wir werden uns nie begegnen. Trotzdem jubeln wir, denn er ist einer der unseren.
Aus geheimnisvollen Gründen erfüllt uns das mit Stolz.
Wir sind auch stolz darauf, dass die Deutschen das Auto erfunden haben—ja sogar den Diesel-Motor. Warum ist das so? Wir können doch nichts dafür, dass irgendwann jemand, der zufällig unsere Sprache spricht, diese Erfindungen gemacht hat.
Wenn wir unsere Nationalhymne hören, dann sind wir ergriffen, obwohl es möglicherweise schönere Hymnen gibt. Wenn wir die Hymne von, sagen wir, Palau oder Obervolta hören, ergreift uns gar nichts.

Einer der Gründe dafür, dass die Hemden der deutschen Nationalelf diesmal wie Blei in den Läden liegen und keinerlei Begeisterung auslösen, ist möglicherweise wirklich die Tatsache, dass die Nationalelf nicht mehr besonders deutsch aussieht. In einer Zeit massivster Zuwanderung suchen die Leute nach Traditionspunkten, an denen sie (quasi zur Rückversicherung) emotional ankern können. Die Fußballmannschaft gehört nicht mehr dazu, obwohl sie sich hierfür hervorragend eignen würde.
Pech.
Man muss Eros nicht mögen, ja, man kann sie sogar zum Teufel wünschen. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass sie eine formidable Kraft auf Erden ist, mit der man rechnen muss. Unsere Denker und Lenker sollten dies nicht vergessen und ihr einen Raum zuweisen.
Sonst schafft sie sich selber einen.

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