Ein Name Gottes: El Roi

„Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr geredet hatte: Du bist ein Gott des Sehens (hebr. El Roi).“
1. Mose 16,13.

Es gibt Situationen, in denen wir, oft selbstverschuldet, in der Wüste sitzen, und uns ungeliebt und ausgeschlossen fühlen. Und Gott scheint weit weg zu sein.

Hagar ging es genau so.
Sie war eine ägyptische Magd, die es in die Dienste der Frau des Patriarchen Abraham, Sara, verschlagen hatte. Sara konnte keine Kinder bekommen, was sie irgendwann auf die ziemlich bekloppte Idee brachte, ihrem Mann ihre Magd als Nebenfrau anzubieten. Sollte diese ein Kind in die Welt setzen, dann würden Abraham und Sara einfach so tun, als ob es das ihre sei.
Brilliant.
Als Hagar dann in der Tat schwanger war, wurde sie furchtbar hochmütig und ihre Gebieterin wurde gering in ihren Augen. Dies führte zu einem ziemlichen Zickenkrieg im Hause Abrahams. Denn Sara ließ sich dieses Verhalten nicht gefallen und trietzte Hagar—bis diese schließlich durchbrannte.
Hagar saß bald erschöpft, allein, verzweifelt und hungrig—und schwanger—in einem fremden Land an einem unbekannten Brunnen irgendwo in der tiefsten Prärie. Wenn Sie in die Zukunft blickte, dann graute ihr.
Denn sie hatte keine.
Zumindest keine erfreuliche.
Und das alles wegen Sara.
Und Abraham!
Klare Sache: Die beiden hatten ihr Leben ruiniert!
Sie fühlte sich ganz zurecht ungeliebt und ausgeschlossen. Doch niemand außer ihr selbst war schuld an diesem Dilemma. Denn es stimmt schon: „Vor dem Verderben kommt Stolz, und Hochmut vor dem Fall.“ (Sprüche 16,18). Jakobus setzt in 4,6 direkt noch eins drauf, indem er sagt: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“
Von Gnade sieht Hagar keine Spur.
Es ist eins, Probleme zu haben. Es ist noch mal etwas anderes, wenn Gott einem widersteht.
Das weiß Hagar natürlich, schließlich hat sie lange genug im Haus eines Propheten gelebt. Und nun sitzt sie in der Wüste und bläst Trübsal. Sie fühlt sich verlassen von den Menschen und Gott ist weit weg.

Doch nur weil Gott einem mal ein bisschen widersteht, heißt dies nicht, dass er einen aufgibt. Er ist bekanntlich an Wiederherstellung interessiert. Wäre dies nicht so, wäre er nie auf die Erde gekommen, um die Menschen zu erlösen.

Plötzlich spricht ein Fremder sie an, der verblüffenderweise weiß, wie sie heißt: „Hagar, Magd Sarais, woher kommst du, und wohin gehst du?“ (1. Mose 16,7). Na, wie läuft's denn so?
Es ist der Engel des Herrn, doch Hagar erkennt ihn nicht. Die Engel Gottes können nämlich auftreten wie ganz normale Menschen, wenn sie wollen.
Verblüfft wischt Hagar sich die Tränen ab und sagt ihm mit einem Satz die ganze Wahrheit: „Vor Sara, meiner Herrin, bin ich auf der Flucht.“
Da blickt diese faszinierende Person sie durchdringend an und sagt mit einer Stimme, deren Autorität sie sich nicht entziehen konnte, „Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände.“
Hagar holt tief Luft. Sie will protestieren.
Doch der Engel fährt fort und sagt, „Ich will deine Nachkommen so sehr mehren, dass man sie nicht zählen kann vor Menge. Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Ismael geben, denn der HERR hat auf dein Elend gehört.“ (Ismael bedeutet „Gott hört“).
Nachdem der Engel ihr so eine Zukunft gegeben hat, wendet er sich und geht von dannen.
Während Hagar noch über seine Worte nachdenkt, fallen plötzlich Verzweiflung, Elend und Druck von ihr ab. Eine nie gekannte Zuversicht verströmt in sie hinein. Was ist da nur los?
Ihr wird schlagartig klar, dass sie soeben eine Begegnung mit Gott gehabt hat.
Sie blickt ihm hinterher.
„Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr geredet hatte: Du bist El Roi! (Ein Gott des Sehens).“
Obwohl sie, hochmütig, selbstverschuldet in Probleme geraten war, obwohl sie sich einsam und verlassen und ausgestoßen und ungeliebt gefühlt hatte, und obwohl Gott so fern geschienen hatte, war er doch die ganze Zeit bei ihr gewesen, hatte sie beobachtet und war im richtigen Moment aus dem Dunkel getreten, um ihr eine Zukunft zu geben.
Sie handelte auf sein Wort hin und kehrte zu Sara zurück.
Und sein Wort erfüllte sich.

Gott sah Hagar.
Er sieht dich erst recht.
„Denn des HERRN Augen durchlaufen die ganze Erde, um denen treu beizustehen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“ (2. Chronik 16,9).

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