Richten oder nicht richten? That's the question

„Pastor, Jesus sagt in Matthäus 7,1: „Richtet nicht und ihr werdet nicht gerichtet werdet.“ Nun sagt aber Paulus in 1. Korinther 5,12-13, „Richtet ihr nicht, die drinnen sind? Die draußen sind wird Gott richten.“ Das klingt doch nach einem Widerspruch. Sollen wir nun richten oder nicht?“

Also.
Es gibt richten. Und dann gibt es richten.
Die beiden sind nicht dasselbe.
Das Richten von dem Jesus sprach ist das Verurteilen anderer Leute wegen nichtiger Dinge. Vor allem sollen wir nicht Dinge im anderen richten, die wir selber tun. Paulus sagt hierzu in Römer 2,1: „Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, oh Mensch, jeder, der da richtet. Denn worin du den anderen richtest, verdammtet du dich selbst, denn du, der du richtest, tust dasselbe.“
Im Endgericht, wenn wir uns vor Gott für unsere Worte und Taten rechtfertigen werden, wird sich der ein oder andere selbst verdammen, da er sich selbst Dinge erlaubte, die er in anderen verurteilte. Dieses Verhalten ist verwerflich und heißt Heuchelei.

Das Problem mit diesem Richten ist eine gnadenlose Haltung dem anderen gegenüber. Wer aber Gnade empfangen will, muss auch Gnade geben.

Ganz anders verhält es sich bei dem Richten, von dem Paulus im Korintherbrief spricht. Dort hatte ein junger Mann die Reize seiner Stiefmutter entdeckt. Die war auch nicht abgeneigt und so kam es, dass Stiefsohn und Stiefmutter zusammengezogen und ein neues Paar bildeten. Als Paulus davon hörte, flippte er aus und verlangte, dass die Gemeinde umgehend Konsequenzen zieht, und zwar dergestalt, dass sie den jungen Mann und seine Stiefmutter aus der Gemeinde ausschlossen, bis diese Buße über ihre Unzucht getan hatten. Hier herrschte nach objektiven biblischen Kriterien ein Fehlverhalten. Diese Situation war klar beurteilbar und schrie nach Konsequenzen.

Die Gemeinde hielt sich an das, was Paulus vorgegeben hatte, und schloss den Mann aus. Später ermutigt Paulus die Gemeinde, den Bußfertigen wieder in die Gemeinschaft aufzunehmen, damit er nicht „etwa durch übermäßige Traurigkeit verschlungen werde. Darum ermahne ich euch, zu beschließen, ihm gegenüber Liebe zu üben. Denn dazu habe ich auch geschrieben, dass ich eure Bewährung kennenlernte, ob ihr in allem gehorsam seid. Wem ihr aber etwas vergebt, dem vergebe auch ich.“ (2. Korinther 2,7-10).

Richten und vergeben haben durchaus beide ihren Platz in der Gemeinde Christi.

„Wenn wir uns aber selbst richteten, so würden wir nicht gerichtet.“
1. Korinther 11,31.

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