Macht korrumpiert! Wen?
„Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und
unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich
sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm den Lobpreis und die Ehre und
die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Offenbarung 5,13.
„Macht verdirbt und absolute Macht verdirbt absolut.“
Viele kennen dieses berühmte Zitat von Lord Acton, der am
Tegernsee begraben liegt.
Es wird jedoch zuverlässig falsch verstanden.
Denn der britische Baron, der diese Zeilen 1887 an seinen
Freund Bischof Mandell Creighton schrieb, wollte damit nicht ausdrücken, dass die
Macht die großen Männer verdirbt und sie zu bösen Menschen transmogrifiziert,
was man ja durchaus annehmen könnte.
Nein.
Natürlich steigt manchen Menschen die Macht zu Kopf. Doch ihm
ging es um ein anderes Phänomen. Bischof Crichton hatte nämlich Lord Acton—einen
gewaltigen Historiker vor dem Herrn—gebeten, sein Buch über die
mittelalterlichen Päpste zu rezensieren, und dem waren die berühmten Monsterpäpste
der Reformationszeit zu gut weggekommen. Crichton hatte sie für den Geschmack
von Sir John nicht mit ausreichender Schärfe kritisiert.
„Ich kann deinen Grundsatz nicht akzeptieren, dass wir Papst
und König anders beurteilen als andere Menschen, mit der wohlmeinenden Annahme,
dass sie nichts falsch machten.“ Der Lord führt weiter aus, dass die Macht nicht
unbedingt die Mächtigen korrumpiert, sondern uns. Er beklagt den vorauseilenden
Gehorsam, das Vorteilsuchen, die Einspeichelei, worüber das große Ganze
vergessen wird.
„Es gibt keine schlimmere Häresie als dass das Amt seinen
Inhaber heiligt,“ so dass wir dem Mächtigen durchgehen lassen, was wir anderen
nie durchgehen lassen würden.
Ein Beispiel, das sich derzeit aufdrängt:
Wenn der kleine Bürger ein Gesetz bricht, etwa wenn er sich nicht
innerhalb einer Frist an einem neuen Wohnort meldet, dann wird er bestraft und
muss zahlen.
Wenn eine Kanzlerin jedoch kurz mal die Gesetze suspendiert
und Menschen ohne Papiere und Visum ins Land einlädt, und Millionen kommen, dann
sind alle, die dies bedenklich finden, neonazistische Hasser.
Sie darf, was der kleine Mann nicht darf. Abweichende Meinungen
werden stigmatisiert. Nicht unbedingt von ihr selbst, sondern von ihren
Unterlingen, ihren Parteien, ihren Medien.
Derlei Zustände sind, was Lord Acton bedenklich fand.
Man kann es nicht unbedingt den Politikern zum Vorwurf
machen, wenn sie nach vielen Jahren im Amt empfinden, sie hätten die Wahrheit
für sich gepachtet. Sie leben schließlich in einer Blase, in der sie
größtenteils von Jasagern umgeben sind und von solchen, die etwas von ihnen
wollen. Da kann einem schon einmal die Perspektive verrutschen.
Dieser Zustand ist jedoch nicht unheilbar.
Glücklicherweise leben wir zur Zeit in einer Demokratie und
nicht mehr unter der Fuchtel von Papst und König. Das Schöne an der Demokratie
ist, dass sie auf Revolutionen verzichten kann. Man stürzt seine scheinbar festbetonierte
Regierung nicht, indem man ihr die Hütte anzündet. Man wählt sie einfach ab und
der Beton löst sich in Wohlgefallen auf.
Es ist noch nicht aller Tage Abend.
Der einzige, dem die Macht nicht zu Kopf steigt und der das
Lob, das ihm tagtäglich entgegengebracht wird, auch uneingeschränkt verdient,
ist der Herr. Wir werden in alle Ewigkeit immer neue Facetten seines Wesens
erkennen und davon begeistert sein. Die 24 Ältesten, die sich heute schon um
den Thron Gottes versammelt haben und ihn schauen, rasten regelmäßig vor
Begeisterung aus:
„...so werden die vierundzwanzig Ältesten niederfallen vor
dem, der auf dem Thron sitzt, und den anbeten, der von Ewigkeit zu Ewigkeit
lebt, und werden ihre Siegeskränze niederwerfen vor dem Thron und sagen: Du
bist würdig, unser Herr und Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht
zu nehmen, denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren
sie und sind sie erschaffen worden.“ (Offenbarung 4,10-11).
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