Charlie im Fasching
„Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht sollen nicht
einmal unter euch genannt werden, wie es Heiligen geziemt; auch Unanständigkeit
und albernes Geschwätz und Witzelei, die sich nicht geziemen, statt dessen aber
Danksagung.“
Epheser 5, 3-4.
Heute ist Faschingsdienstag, Tag der Freude auf Kommando, Satire-Tag,
Hoch-Zeit der Narren.
Wie auch gestern schon, fahren all überall im Land
verkleidete Menschen auf verkleideten Wagen durch die Städte und amüsieren das
Volk.
Manchmal amüsieren sie nur einen Teil der Leute und einen
wichtigen, ja ausschlaggebenden Teil amüsieren sie nicht.
Nämlich die Staatsanwaltschaften.
Als nämlich irgendwo in der Hallertau ein paar Faschingsumzugsteilnehmer
einen Papppanzer (man bemerke die faschingshafte
Lustigkeit des Wortes) bauten und „Ilmtaler Asylabwehr“ draufschrieben, kochte
sofort ein Skandal hoch. Und nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Wegen Volksverhetzung.
Faschingsumzüge sind ja dafür bekannt, imaginiert der unterbeschäftigte
Staatsanwalt mit dem unvergleichlichen Gespür für Subversion vielleicht, dass
sie in Wirklichkeit kryptofaschistische Hasskundgebungen sind und schon deshalb
mit Satire überhaupt nichts zu tun haben können. Die Tölpelhaftigkeit ist nur
vorgeschoben! Das sieht man doch schon an dem freundlichen Lachen, mit dem die
Ausländerfeinde auf den Wagen ihre Volksverhetzung kaschieren, wenn sie mit
beiden Händen ihre ollen Kamellen unter die Leute werfen.
Diese bodenlose Verlogenheit!
Ich fürchte nur: Außer dem sensiblen Staatsanwalt und den
politisch korrekten Miesepetern dieser Republik fühlt sich durch den Anblick
dieses missglückten Faschingsscherzes niemand in seiner demokratischen Gesinnung
erschüttert oder gar völkisch verhetzt.
Man schießt hier mit der Paragraphenkanone auf einen
Piepmatz, anstatt ein real existierendes Problem an der deutschen Grenze
nachhaltig zu lösen. (Ohne Panzer! Meine Güte...!)
Mir ist natürlich bewusst, dass es hier in Deutschland mit
der vielgelobten Redefreiheit nicht allzu weit her ist.
Vielfalt ja: In Hautfarben. In Meinungen eher nicht.
Doch ich hätte mir schon gedacht, dass man nach dem
Charlie-Hebdo-Debakel letztes Jahr ein wenig mehr Rücksicht auf die Freiheit
der Rede nimmt, schon um der Glaubwürdigkeit willen.
Apropos Charlie:
Charlie Hebdo ist ein unfassbar geschmackloses
Satiremagazin.
Dennoch behauptet jeder Politiker, Journalist, Künstler, den
man fragt, „Ich bin Charlie“, um damit zum Ausdruck zu bringen, er stehe, wie
einst Tucholsky, für die bedingungslose Freiheit der Kunst, egal wie bekloppt die
auch daherkommt.
Und wenn dann mal einer einen geschmacklosen Witz macht,
ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Das ist der eigentliche Witz.
Ich bin übrigens nicht Charlie.
Dieses linksradikale Magazin hat den Gott der Bibel und seinen
Sohn in übelster Weise gelästert, wohingegen ich regelmäßig bete, „Vater unser,
geheiligt werde dein Name.“ Dass es
mit den Redakteuren dort ein übles Ende genommen hat, wundert mich nicht, wenn
ich es auch natürlich bedauere. Der Mensch erntet, was er sät.
Natürlich waren das elende Gotteslästerer.
Doch ein Christ kann nie den Tod eines Ungläubigen wollen, (sofern
der kein gemeingefährlicher Kapitalverbrecher ist, der gerade mit einer
Kalaschnikow um sich ballert). Denn damit würde er diesem ja den Weg zur Umkehr
verbauen. Und Jesus ist gekommen, um das Verlorene zu suchen und zu retten.
(Lukas 19,10).
Und das ist kein Witz.
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