Auf der eigenen Beerdigung

„Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie.“
Psalm 34,8.

Ich war in der Vergangenheit ein paarmal in Burundi, dem ehemaligen Urundi, wo ich in der Hauptstadt Bujumbura, dem ehemaligen Usambara, evangelisierte und in Gemeinden sprach.
Ein wunderschönes Land.
Doch so mancher Burunder bleibt nicht in seinem Land, sondern wandert aus. Ein Pastor, den ich kenne, ist nach dem Aids-Tod seiner Frau nach Kanada gegangen, andere ziehen innerhalb von Afrika um oder gehen nach Belgien oder Frankreich. Wenn sie dann zwei Staatsangehörigkeiten haben, pendeln sie.

Eine burundische Frau, die ich nicht persönlich kenne, ging nach Melbourne in Australien.
Ihr ist etwas höchst abenteuerliches passiert.
Die Mutter von fünf Kindern hat in Australien einen Flüchtling aus dem Kongo kennengelernt und geheiratet, und bekam mit ihm drei weitere Kinder. Irgendwann hat sie festgestellt, dass ihr Mann eine Neigung zur Gewalt hat.
Wozu er fähig ist, hat sie allerdings unterschätzt.
Als sie nämlich anlässlich der Beerdigung ihrer Stiefmutter wieder in Burundi war, wurde sie dort von Männern gekidnappt, die sie fesselten und in einem Haus außerhalb der Stadt festhielten.
Die Männer teilten ihr mit, ihr Mann habe sie dafür bezahlt, sie zu töten.
Noela R. glaubte ihnen nicht. Als sie jedoch seine Stimme am lautgestellten Telefon hörte, die befahl, „Tötet sie,“ gab es keinen Zweifel mehr und sie fiel in Ohnmacht.
Die Männer brachten sie jedoch nicht um.
Stattdessen deponierten sie Noela irgendwo am Straßenrand, gaben sie ihr ein Handy, sowie Kopien der aufgenommenen Telefongespräche und Quittungen für die 7000 australischen Dollar, die sie für den Mord bekommen hatten.
Die Männer waren ehrenhafte Ganoven, die sich für einen Mord an einer Frau zu schade waren.
Das Geld behielten sie natürlich.
Ihr Pastor in Melbourne half Noela, nach Australien zurückzukehren, ohne dass ihr Mann davon Wind bekam. Der erzählte in der Zwischenzeit herum, seine Frau sei bei einem tragischen Unfall verunglückt. Eine Trauerfeier wurde arrangiert. Als alle Gäste gegangen waren und der geknickte Ehemann schließlich aus dem Gebäude trat, stieg Noela aus ihrem Auto aus und konfrontierte ihn.
Der Mann fiel beinahe in Ohnmacht.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie tatsächlich noch am Leben war, schrie er, wie leid ihm alles täte. Ein Richter verurteilte ihn dennoch wegen Anstiftung zum Mord zu neun Jahren Zuchthaus.

Abenteuerlich, nicht?
Dass Noela so glimpflich davon kam und in Burundi nicht ermordet wurde, führe ich auf die Fortschritte zurück, die das Evangelium dort seit den neunziger Jahren gemacht hat. Hunderttausende wurden damals dort und in Ruanda umgebracht. (Die Toten schlichtete man damals unter anderem in abgelegene Holzkirchen. Ich habe von dort ein Video mitgebracht, das Skelette solcher Menschenstapel zeigt. Schaurig!)
Hunderttausende bekehrten sich seitdem.
Burundi ist schon immer noch ein Ort der Gewalt, nicht nur der politischen. Meine französischen Pastorenfreunde etwa wurden schon in ihrem Haus überfallen—wobei die Räuber mit Blindheit geschlagen waren, so dass sie das auf dem Tisch liegende Sonntagsopfer nicht als solches erkannten.
Doch man bringt jetzt nicht mehr wehrlose Frauen um. Das ist durchaus ein Fortschritt.

„So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir wird sich jedes Knie beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.“ (Römer 14,11).

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