Nächstenliebe nochmal vereinfacht
Ich hab nach meinem Post gestern, („Der Schlüssel zum
Herzen…“), nochmal nachgedacht. Ich denke, ich war da immer noch zu
anspruchsvoll, was alltägliche Nächstenliebe angeht. Aufmunternde Worte,
Freundlichkeit, Zuwendung, Anerkennung... Das ist nicht jedermanns Sache. Wir
leben hier in einer Gegend, in der man tatsächlich sagt: „Nichts gesagt ist
genug gelobt.“ (Nicht, dass sich alle dran halten würden).
Aber so mancher hat verinnerlicht, was Salomo in Sprüche
25,27 anmahnt: „Zuviel Honig essen ist nicht gut und ehrende Worte gebrauche
sparsam.“ Manche von uns sind auch von ihrer Persönlichkeitsstruktur nicht dazu
in der Lage, über diesen Satz hinauszugehen. Für die besteht die vollentwickelte
Frucht des Geistes wirklich darin, Gutes zu beschweigen.
Gut.
Für solche Zeitgenossen ist es ein riesiger Fortschritt,
wenn sie lernen, im richtigen Moment den Mund zu halten.
Nichts zu sagen.
Und dem andern die dumme oder ätzende, hämische,
sarkastische, ironische, mürrische, nörgelnde oder sonst wenig erbauliche
Bemerkung, die normalerweise kommt, zu ersparen.
Schon das ist Nächstenliebe.
Gott hat im Alten Testament das Volk Israel zwar aus Ägypten
befreit. Doch als sich das Volk danach trotz prima Versorgung in permanentem Genöle
erging, verurteilte er es zu einer vierzigjährigen Wüstenwanderung, ja zum Tod
in der Wüste. (Judas 5).
Selbst vor Gott ist Schweigen manchmal Gold.
Der Jünger Thomas war stets schnell dabei, die in seinen
Augen übertriebene Begeisterung seiner Glaubensbrüder ein wenig zu dämpfen.
Viele seiner Worte wirken wie eine aufs Feuer geworfene nasse Decke, wenn man
sie mal liest. Als Jesus beispielsweise nach Juda ging, um Lazarus von den
Toten auf zu erwecken, sagte er: „Lasst auch uns gehen, dass wir mit ihm
sterben.“ (Johannes 11,16).
Er rechnete mit seinem eigenen Tod statt mit der Auferweckung
von Lazarus.
In seinem Herzen ging das genaue Gegenteil von dem vor, was
im Herzen Jesu vorging.
Jesus hat ihn zuletzt scharf ermahnt. (Johannes 20,27).
Hätte er doch damals nichts gesagt. (Dann könnte ich ihn
heute nicht als Beispiel hernehmen).
Doch Thomas lernte und wurde doch noch zu einem
vollmächtigen Apostel.
Und was sagt Salomo, der Mann der 1000 Frauen, über manche
seiner Göttergattinnen:
„Ein tropfendes Dach, das vertreibt am Tag des Regengusses,
und eine zänkische Frau gleichen sich.“ (Sprüche 27,15).
Folgenden Satz sagt er gleich zweimal, in Sprüche 21,9 und
25,24: „Besser auf dem Dach in einer Ecke wohnen als eine zänkische Frau und
ein gemeinsames Haus.“
Vielleicht mochten diese Frauen den König nicht so, so dass
sie ihn mit ihren Worten in strategischer Absicht vertrieben. Vielleicht ging ihnen
einfach der Mund über. Zur richtigen Zeit die falsche Bemerkung fördert
jedenfalls eher die Einsamkeit denn die Zweisamkeit. Sagt Salomo.
Wie gesagt: Manchmal ist schon Schweigen Nächstenliebe.
(Vielleicht sage ich in Zukunft noch weniger als so schon).
(Vielleicht sage ich in Zukunft noch weniger als so schon).
Kommentare
Kommentar veröffentlichen