Blut und Boden?
"Da ist weder Grieche noch Jude, Beschneidung noch
Unbeschnittenheit, Barbar, Skythe, Sklave, Freier, sondern Christus alles und
in allen."
Kolosser 3, 11.
Im Alten Testament ging es augenscheinlich um
Stammeszugehörigkeit, um Blutsverwandtschaft und den Boden Kanaans. Die
Israeliten sollten keine Ausländer heiraten und hatten ein verheißenes Land,
das es einzunehmen und zu verteidigen galt.
Doch um Blut und Boden geht's nur augenscheinlich.
In Wirklichkeit war Gott stets das Verhältnis zu ihm viel
wichtiger. Der Glaube und der Bund waren immer wichtiger als Boden und Blut.
Bekehrte aus den Heiden hatten dieselben Rechte und Pflichten wie die
Israeliten und mußten nicht zwingend von Abraham abstammen.
Das Gesetz des Mose machte Israel sogar zu einem ersten
Rechtsstaat, in dem das Gesetz über den Launen des Herrschers steht. (Jahrhundertelang
gab es deshalb sogar überhaupt keinen König).
Im Neuen Testament kommt der Glaube und die Loyalität zu
Gott stets vor der Zugehörigkeit zu einer Volksgemeinschaft oder Nation. Petrus
und die Apostel sagten deshalb zur übergriffigen Staatsmacht in Form des Hohen
Rats: "Man muß Gott mehr gehorchen als Menschen." (Apostelgeschichte
5, 29). Wenn deshalb Politiker tönen, das Grundgesetz stehe über dem Koran, und
nachschieben "und über der Bibel", um die Mohamedaner nicht zu ärgern,
dann muß ich kichern. Christen gingen in Europa und der Welt für ihren Glauben ins
Feuer und unters Beil, weil sie nicht akzeptierten, daß irgend ein korrupter
König in ihrem Leben den Platz Gottes einnimmt. Zum Schluß prägten sie Europa.
Sehr zum Segen, würde ich sagen.
Nationalität, Rasse und Geschlecht sind unerheblich für den
Stand vor Gott. Bei ihm zählt nur die Staatsbürgerschaft in seinem Reich, die
man durch den Glauben erwirbt. Wer Jesus nicht zu seinem König gemacht hat,
gehört nicht dazu.
Gott versammelt sein Volk um eine gemeinsame
Grundüberzeugung.
Während Bismarck vor 150 Jahren an der Einigung eines Deutschen
Reichs arbeitete, (denn gleiches Blut gehört in ein gemeinsames Reich, hurra!),
erstarkten jenseits des Großen Teichs die Vereinigten Staaten, die sich nicht
über "gleiches Blut" definierten, sondern über die Idee der Freiheit,
der Chancengleichheit und der Demokratie.
Deutschland hat seit dem Untergang des zweiten Reiches fünf
verschiedene Regierungsformen ausprobiert, um schließlich auch in einer Art
Demokratie zu landen—die derzeit jedoch von einer monarchisch regierenden
Kanzlerin schon wieder schier ausgehebelt wird.
Eben weil bei Gott die Nation und das Volk eine
untergeordnete Rolle spielen, kann ich mit nationalkonservativem Gedöns nichts
anfangen. Ich finde Deutschland verteidigenswürdig gut. Meine Werte, da
biblisch, ändern sich nicht mit dem Zeitgeist, sind also wahrscheinlich
konservativ. Doch keine Nation ist aus sich heraus stark. Größe entsteht nicht
durch pure Behauptung oder lautes Getrommel.
Gott macht Länder groß. An seinem Segen ist alles gelegen.
Wir können daran mitarbeiten, indem wir uns an seine Regeln halten.
Deshalb sagt Salomo ja auch:
"Gerechtigkeit erhöht eine Nation, aber Sünde ist die
Schande der Völker."
Sprüche 14, 34.
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