Obszönität 1
"Siehe, das war die Schuld deiner Schwester Sodom:
Hoffart, Fülle von Brot und sorglose Ruhe hatte sie mit ihren Töchtern, aber
die Hand des Elenden und des Armen stärkte sie nicht."
Ich muß jetzt zur Beruhigung mal wieder Psalm 37 lesen. ("Entrüste dich nicht...")
Hesekiel 16, 49.
Ich bin ja definitiv für die freie Marktwirtschaft. Sie hat
mehr Menschen aus dem Elend geholt als alle Ständegesellschaften und
Wohlfahrtsstaaten miteinander. Selbst die Kommis in China haben's begriffen und
erleben nun, wie ihr Land aufsteigt.
Doch was zuviel ist, ist zuviel.
Worüber reg' ich mich auf?
Ein Fußballspieler ist in diesen Tagen für schlappe 75
Millionen Euro von einem deutschen an einen britischen Verein verscherbelt
worden.
75 Mio!
Für einen jungen Mann, dem ein paar Leute dabei zuschauen,
wie er Luft in einer Lederhülle über einen Rasen kickt.
Früher hat das nur 15 Millionen gekostet. Nun plötzlich das vielfache.
Wie gibt's das?
Nun, ein Scheich hat sich in die Fußballwelt auf der Insel
eingekauft und läßt sich sein Hobby rund 1000 Millionen kosten. Dieses Geld
will nun ausgegeben werden.
Man faßt es nicht.
Liest dieser Scheich keine Zeitung?
Er verjubelt eine Milliarde für ein Hobby, während
gleichzeitig Millionen seiner Glaubens- und Volksgenossen durch halb Europa wandern, in der Hoffnung, hier ein besseres Leben zu finden.
Hätte dieser Reiche nicht diese (oder eine andere) Milliarde
seines Geldes in einen Zufluchtsort für seine verfolgten Brüder und Schwestern
in seinem Land investieren können? Dann säßen sie heute nicht konzentriert in überfüllten
Lagern, sondern in ihrem Weltteil unter ihresgleichen, in
vertrauter Umgebung.
Aber nein, der Mann muß die Fußballwelt Europas auf den Kopf
stellen, während seine erweiterte Verwandschaft unter seinen Augen hier ihr Elend überwindet.
Ich muß jetzt zur Beruhigung mal wieder Psalm 37 lesen. ("Entrüste dich nicht...")
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