Das Evangelium nach Tolkien

„Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksmengen, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen.“
Matthäus 13,34

„Und die große Volksmenge hörte ihn gern.“
Markus 12,37.

Ich habe zu Weihnachten die Originalversion von „Der Herr der Ringe“ bekommen und bin immer noch dabei, diesen dicken Schmöker hin und wieder zu lesen.
Und ich muss sagen…
Nicht nur die archaisierende Sprache hat was, nicht nur ist die entworfene Welt interessant und voller Überraschungen.
Die Charaktere sind's!
Die Heldenfiguren in diesem Buch begegnen sich mit so viel Respekt, reden von Ehre, von Pflicht, von Verzicht, akzeptieren ihren sozialen Stand, praktizieren Treue und Loyalität im Angesicht des sicheren Untergangs, dass einem modernen Leser ganz schwummrig wird.
Mir dünkt, heutzutage könnte keiner mehr ein solches Buch schreiben.
Es ist ziemlich erbaulich.

Der englische Autor dieser Geschichte heißt John Tolkien und hatte deutsche Vorfahren. (Tolkien bedeutet tollkühn). Er war gläubiger katholischer Christ, der als Waise einen Priester namens Father Francis zum Vormund hatte. Tolkien sagte voller Respekt, von diesem alten Herrn habe er Nächstenliebe und Vergebung gelernt.
Als Vater Francis feststellte, dass der achtzehnjährige Tolkien sich in eine junge Frau namens Edith Bratt verliebt hatte und sie sah, verbot er dies und verlangte vom jungen John, die Beziehung erst mit 21 Jahren wieder aufzunehmen—wenn überhaupt.
Und Tolkien hielt sich daran!
Drei Jahre lang sah er das Mädchen nicht wieder.
Mit 21 schrieb er ihr dann einen Brief und machte ihr einen Heiratsantrag, den sie prompt annahm. John und Edith Tolkien waren 55 Jahre glücklich verheiratet und liegen heute im selben Grab.

Tolkien war wichtiger Faktor dafür, dass C.S. Lewis, Erfinder der Narnia-Geschichten, vom Atheisten zum Christen wurde. Beide waren Professoren an derselben Universität.

Tolkien sagte über seinen Roman:
„Der Herr der Ringe ist natürlich eine fundamental religiöse und katholische Arbeit, zunächst unbewusstermaßen, doch in der Überarbeitung ganz bewusst. Deshalb habe ich alle Bezüge auf Religion, Kulte und Praktiken in der imaginären Welt vermieden oder wieder herausgenommen. Denn das religiöse Element ist in die Geschichte und ihren Symbolismus eingewoben.“
Der Ring verspricht Freiheit und Macht. Doch seine wahre Funktion ist, den Benutzer zum Sklaven des Gefallenen Engels zu machen. 
Wie die Sünde?

Und Gandalf der Graue, der in der Unterwelt mit dem Balrog kämpft, siegt, und als Gandalf der Weiße zurückkehrt, um die gequälte Welt vom Schatten des bösen Sauron zu befreien und in den Sieg eines neuen Goldenen Zeitalters zu führen…
Im „Herrn der Ringe“ wurde das Evangelium quasi neu vertont.
Wer hat's gemerkt?

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Betrunken im Heiligen Geist

Hand-Gottes-Gebet am 2.2.2025

Kinderschutzgebet am 26.1.2025