Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet?
„Pastor, in Matthäus 7 heißt es, Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Heißt das, ich soll überhaupt nicht mehr richten? Wenn jemand Mist baut, soll ich das nicht mehr verurteilen? Völlig wertungsfrei zu leben wird mir schwerfallen.“
Das ist ja auch nicht gemeint. Sonst müssten wir über alles hinwegsehen,
was die Verbrecher der Welt so anstellen. Die Gesetzbücher könnten dann wir zum
Altpapier gegeben und die Richter müssten umschulen. Das Resultat wäre Chaos
und Anarchie.
Gott ist aber ein Gott Ordnung.
Jesus hat Fehlverhalten sehr wohl beim Namen genannt. So
nennt er die Pharisäer Heuchler, Herodes einen Fuchs, Petrus nennt er bei einer
Begebenheit gar Satan, und als er mal sein Auge auf der Jüngerschar ruhen
lässt, sagt er prompt, „Habe ich nicht euch, die Zwölf, erwählt? Und einer von
euch ist ein Teufel. (Johannes 6,70). Er sprach von Judas Ischariot, der ihn
verriet.
Paulus sagt zur Gemeinde in Korinth, „Was habe ich zu
richten, die draußen sind? Richtet ihr nicht, die drinnen sind?“ (1. Korinther
5,12). Ein Gemeindemitglied hatte nämlich mit seiner Stiefmutter ein Paar
gebildet. Paulus befahl, diesen Knilch aus der Gemeinde auszuschließen. Erst
als er Buße tat und die Situation bereinigte, durfte er wieder mitmachen.
Das galt nicht nur in Korinth.
Zu den Thessalonichern sagte er, „Wir gebieten euch aber,
Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr euch zurückzieht von
jedem Bruder, der unordentlich und nicht nach der Überlieferung wandelt, die
ihr von uns empfangen habt.“ (2. Thessalonicher 3,6).
Paulus war ganz offensichtlich kein wertungsfreier Toleranzheini,
der allen alles durchgehen ließ.
Wie ist Matthäus 7,1 dann zu verstehen?
Jakobus 4,11+12 gibt Aufschluss:
„Redet nicht schlecht
übereinander, Brüder! Wer über einen Bruder schlecht redet oder seinen
Bruder richtet, redet schlecht über das Gesetz und richtet das Gesetz. Wenn du
aber das Gesetz richtest, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter.
Einer ist Gesetzgeber und Richter, der zu erretten und zu verderben vermag. Du
aber, wer bist du, der du den Nächsten richtest?“
Jakobus verstand, wovon sein Halbbruder Jesus in der
Bergpredigt gesprochen hat, (Maria war ihre gemeinsame Mutter): Wir sollen
einander nicht richten, indem wir schlecht übereinander reden. Jesus schafft
hier nicht die Richter ab, er verbietet vielmehr Zynismus, Neid und Rufmord.
Im Alten Testament hieß das: Du sollst nicht falsch Zeugnis
reden wider deinen Nächsten.
Das ist hier gemeint und nichts anderes.
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