Fasching, Begierde und Gebot



„Die Sünde aber ergriff durch das Gebot die Gelegenheit und bewirkte jede Begierde in mir; denn ohne Gesetz ist die Sünde tot.“
Römer 7,8.

Stimmt schon: Was man nicht darf, das will man ganz besonders. Und je verbotener es ist, desto mehr will man es.
Wenn man's dann hat, ist es doch nicht so toll.

Heute ist Faschingsdienstag. Morgen, am Aschermittwoch, beginnt die Fastenzeit. Da eine zünftige Fastenzeit nicht von Essen, Trinken und Vergnügen geprägt ist, sondern von Enthaltsamkeit und Einkehr, haut man heute auf den Seier, denn heute ist das noch einmal erlaubt. Morgen nicht mehr.
Das Pendel schwingt.
Doch zwischen Orgiastik und Askese liegt der viel bessere und dauerhaft beschreitbare Weg der Mäßigkeit. Statt sich zuzuknallen trinkt man wenig, verzichtet aber dafür auf gänzlich tranklose Zeiten. Statt sich stundenlang derbe Schenkelklopfer anzuhören und dann wieder in die Alltagsdepression zurückzufallen, freut man sich täglich an den Kleinigkeiten (und Großigkeiten), mit denen Gott einen segnet. Da kommt ja oft so einiges zusammen.

Ich bin mir sicher, Gott hat an unserem beständigen Beschreiten des goldenen Mittelwegs mehr Freude als an langen Fastenzeiten. Im Wort Gottes wird die Enthaltsamkeit gelobt, nicht jedoch die Askese. Im Gegenteil, die wird glatt kritisiert. (Kolosser 2,23).
Die Mäßigung in allen Dingen ist der Schlüssel zum Genuss.
Denn wer heute besonders viel gluckert und sich besonders gut fühlt, hat morgen vielleicht einen dicken fetten Kater.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligenfiguren

Betrunken im Heiligen Geist

Bauerngebet zu Neujahr am 7.1.2024