Das Mädchen und der schwarze Sack



„Jesus aber begann zu ihnen zu sprechen: Seht zu, daß euch niemand verführe! Viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin's! Und sie werden viele verführen.“
Markus 13, 5-6.

Jesus warnt seine Jünger hier vor geistlichen Verführern.
Eines der verblüffenden Phänomene des Phänomens Islamischer Staat ist seine Anziehungskraft auf gewisse junge Menschen im Westen. Zu hunderten strömen junge Männer und Frauen (!) aus den Vereinigten Staaten sowie aus Europa nach Syrien, um dort zu kämpfen – und gern auch zu sterben.

Bei den Männern verstehe ich das noch. Meist sind sie mehr oder weniger verkrachte Existenzen, im besten Fall Suchende, die nach einer bedeutungsvollen Aufgabe im Leben Ausschau halten und auch mal so richtig was zu sagen haben wollen. Wenn dann Leben und Tod in ihrer Hand liegen, etwa in Form eines geladenen Sturmgewehrs, berauscht sie das Machtgefühl, erst recht wenn es religiös legitimiert werden kann.
Denn es gibt ja keine höhere Autorität als Gott.
Jemand, der das Schwert im Namen Gottes schwingt, tritt ganz eigentlich an die Stelle Gottes und nimmt dessen Stelle als Herr über Leben und Tod ein. Das gibt den ultimativen Macht-Kick.
Weil Gott sich jedoch nicht vom Thron stoßen lässt, ahndet er die Anmaßung dieser Leute meist schnell und lässt sie selber sterben.
Abenteuerlust spielt eine große Rolle, handelt es sich hier doch um Männer.

Was mich jedoch wirklich verwundert ist, dass auch Frauen sich dieser monströsen Truppe anschließen. Dutzende Britinnen und Französinnen sind bereits losgezogen.
Selbst Amerikanerinnen!
Nicht nur somalische Immigrantinnen aus der Gegend von Minneapolis, sondern auch solche mit angelsächsischen oder mexikanischen Namen, die sich erst kürzlich über Chatrooms und Foren im Internet radikalisiert haben. Oft werden sie bereits an der Grenze abgefangen, wenn sie nach Nahost ausreisen wollen. Trotzdem.
Wie gibt's das?

Wie gibt's das, dass die plötzlich so offen sind für eine Kultur der Gewalt, des Mordens, der Unterjochung, der Erniedrigung und der Sklaverei, dass sie dort mitmachen wollen?
Wieso hassen die den Westen und alles wofür er steht?

Was veranlasst eine junge Frau, die sich hierzulande farbenfroh kleiden kann, nach Syrien zu fahren und sich freiwillig einen schwarzen Sack mit Sehschlitzen überzustülpen?

Sie denken möglicherweise, sie werden dort aktiv mithelfen, das Reich Gottes auf Erden zu errichten. Dabei übersehen sie, dass Frauen im Islam eine völlig andere Rolle spielen als beispielsweise im Christentum, wo sie traditionell eine hohe Wertschätzung genießen.
Eine amerikanische Professorin hat festgestellt, dass ISIS diese Frauen in erster Linie rekrutiert, damit sie den entstehenden Islamischen Staat mit Kindern bevölkern.
Eine solche Rekrutin wird ihren Mann mit anderen Frauen teilen müssen, denn er darf vier haben und wird auf die anderen drei nicht verzichten, wenn er nicht muss.
Ein Mädchen, dem hier bei uns viele Entfaltungsmöglichkeiten geboten werden und dem hier die Tür zur Welt offen steht, ist in Syrien eine rechtlose Nicht-Person, ein Besitz ihres Mannes, ohne dessen Erlaubnis sie nicht einmal das Haus verlassen darf. Sie braucht dort eine männliche Begleitperson, um nur vor die Tür zu gehen.

Doch offenbar macht dies einer modernen Dschihadista nichts aus.

Was treibt sie an?
Sie glauben, dass sie der heiligen Sache Allahs und des Islams dienen. Enthauptungen von symbolischen Vertretern des Westens sind für sie ein Grund zum Feiern. Jesidische Mädchen als Sklaven zu besitzen halten diese Frauen für ihr Recht, das ihnen die Religion zugesteht. Selbstmordattentäter sind ihre Helden. Für ihren Gott zu sterben ist für sie ein Vorrecht, ja eine Pflicht.

Aus Sicherheitsgründen sollte auch ihnen eine Rückkehr zu uns verwehrt werden.

"Wenn einer den Schall des Horns hört, sich aber nicht warnen läßt, und das Schwert kommt und rafft ihn weg: so wird sein Blut auf seinem Kopf bleiben. Er hat den Schall des Horns gehört, hat sich aber nicht warnen lassen; sein Blut wird auf ihm bleiben.
Doch hat er sich warnen lassen, so hat er sein Leben gerettet."
Hesekiel 33, 4-5.

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