Die Steine Jerusalems
"Sagt mir, die ihr unter Gesetz sein wollt, hört ihr
das Gesetz nicht?
Denn es steht geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte,
einen von der Magd und einen von der Freien. Aber der von der Magd war nach dem
Fleisch geboren, der von der Freien jedoch durch die Verheißung. Dies hat einen
bildlichen Sinn; denn diese Frauen bedeuten zwei Bündnisse: eines vom Berg
Sinai, das in die Sklaverei hinein gebiert, das ist Hagar. Denn Hagar ist der
Berg Sinai in Arabien, entspricht aber dem jetzigen Jerusalem, denn es ist mit
seinen Kindern in Sklaverei.
Das Jerusalem droben aber ist frei, das ist unsere
Mutter."
Galater 4, 21-26
Ich war neulich einige Tage in Jerusalem. Was einem dort
sofort ins Auge springt, ist der weiße Stein, aus dem alles erbaut, bzw.
verkleidet ist. Es handelt sich um eine örtliche Besonderheit. Denn diesen
dichten, harten Kalkstein gibt es nur dort.
Sieht schön aus.
Israel ist überhaupt ein steiniges Land. Steine, überall.
Große, kleine, dicke, dünne. Steine auf dem Berg, Steine im Tal. Bei Jerusalem
bin ich jedoch ins Nachdenken geraten. Vor allem wegen Galater 4, 21-26. Denn
dort spricht Paulus von Jerusalem, dass es den Berg Sinai symbolisiert.
Der ist ja ein einziger großer Fels.
Dort hat Mose zwei Steintafeln in Empfang genommen. Auf denen
standen die 10 Gebote. Diese Gebote sind unabänderbar, eben in Stein gemeißelt.
Steine sprechen von Geboten.
Zur Beschneidung benutzte Israel später steinerne
Beschneidungsmesser. Auch dies ein Hinweis auf die Gebote. (Im übertragenen
Sinn beschneiden die Gebote ja das Herz).
Vom Tempel in Jerusalem ist heute nur noch eine Stützmauer
über, die wir gewöhnlich die Klagemauer nennen. Ich stand dort an einem
Freitagabend, just als der Sabbat begann, unter vielen schwarzgekleideten Juden
und betete mit ihnen. Direkt vor der Mauer. Riesige, schwere Steine, die mich
eine riesige, schwere Gebote erinnerten.
Paulus sagt, dass der Bund vom Sinai in die Sklaverei
hineingeboren hat.
Welche Sklaverei?
Die Sklaverei der Gebote. Es gibt im Judentum mehr als 600
Gebote und mehr als 300 Verbote. Die jeden Tag ständig zu halten, ist mühselig.
Man dreht sich praktisch nur noch um sich und die Regelerfüllung. So darf man
am Sabbat nur soundsoviele Schritte gehen, kein Feuer machen, kein Essen
machen, keine Last tragen, und sei sie noch so klein; man muss sich mit einer
bestimmten Menge Wassers die Hände waschen um rein zu sein, usw.
Paulus spricht jedoch noch von einem anderen Jerusalem:
unserer Mutter: dem Jerusalem oben.
Dieses symbolisiert den neuen Bund im Blut Christi.
Der Teufel hat Jesus einst versucht, Steine in Brot zu
verwandeln, (im übertragenen Sinn Gebote in etwas Lebensspendendes zu
verwandeln).
Jesus hat sich geweigert. Denn Gebotehalten führt nicht zum
Leben. Es macht das zwischenmenschliche Miteinander angenehmer, doch aus
Geboten entspringt kein ewiges Leben.
Jesus sagte, „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben,
sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.“
Das Wort Gottes zu hören und zu glauben macht lebendig:
„Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ (Habakuk 2, 4; Römer 1, 17;
Galater 3, 11).
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