Buße? Was ist das?
"Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.
Bringt nun der Buße würdige Frucht."
Matthäus 3, 2+8
Das Wort Buße wird vielfach missverstanden. Man denkt
an Sacktuch und Asche, an emotionale Zerknirschtheit und hängende Mundwinkel.
Dabei hat Buße mit Emotionen gar nicht so viel zu tun.
Zunächst: Das Wort kommt im Alten Testament überhaupt nicht
vor. Statt von Buße ist dort von Umkehr die Rede. Wenn man sich verrannt hat,
ist es gut, umzukehren. Israel verrannte sich öfter mal und wurde dann zur Umkehr
gerufen.
Der erste, der in der Bibel das Wort Buße im Mund
führt, ist Johannes der Täufer. Er predigte in der Tradition der alten
Propheten. Umkehr und Buße sind also eng miteinander verwandt.
Jesus griff die Predigt von Johannes auf und predigte ebenfalls
über Buße.
Petrus und Paulus auch.
In Hebräer 6, 1 wird die Buße von den toten Werken als erste
der Anfangslehren über Christus erwähnt. Wir müssen also unbedingt wissen, was
Buße überhaupt ist.
Das Wort für Buße im griechischen Urtext lautet metanoia.
Meta bedeutet mit und noia bezieht sich
auf nous, das Denken, den Verstand, die Gesinnung.
Eine Person die Buße tut, schaltet sozusagen ihren Verstand
ein. Sie kommt zu sich. Sie ändert ihr Denken und damit ihr Handeln.
Eine Buße, die keinen Einfluss auf das Verhalten einer
Person hat, ist keine Buße sondern eine scheinreligiöse Übung. Da kann der
Betreffende noch so zerknirscht sein.
Apropos Zerknirschung:
Judas war zerknirscht. Es reute ihn, dass er Jesus verraten
hatte. (Matthäus 27, 3). Er versuchte, die Situation wieder hinzubiegen. Als
dies nicht klappte, ging er hin und erhängte sich vor lauter Zerknirschung.
Doch an Gott hat er sich nicht gewendet.
Dass Judas den Verrat bereute, hebt ihn über seine Geldgier
hinaus und macht ihn sogar ein Stück weit sympathisch. Wir verstehen, dass
Jesus etwas in ihm gesehen hatte, so dass er ihn zum Apostel machte. Doch
schade, dass Judas das mit der Auferstehung nicht verstanden hatte. Statt seine
Hoffnung auf den gnädigen Gott zu setzen, verleitete ihn sein Unglaube zu einer
katastrophalen Kurzschlusshandlung.
Reue, im Urtext metameleia, ("mit Gefühl"),
ist nicht dasselbe wie Buße, metanoia, ("mit Verstand"). Buße
ist besser als Reue.
Eine Person, die Buße tut, verändert ihr Handeln nachhaltig.
Insofern kann man auf vielen Gebieten Buße tun. Je nachdem,
wo's nötig ist.
Ein Schlaffi, der seine Tage am Schreibtisch verbringt,
schaut eines Morgens in den Spiegel. Er hebt seinen Arm und spannt den Bizeps
an. Doch statt nun auf eine stattliche Wölbung nach oben zu blicken, sieht er
stattdessen, dass sein Trizeps am Oberarm hängt und schlackert wie eine
Hängematte. Es sieht furchtbar aus.
Er fühlt sich noch zu jung um sich selber dem Verfall
preiszugeben.
Verzweifelt beschließt er, etwas zu ändern.
Was tun?
Nach einer Minute intensiven Nachdenkens kommt ihm der
erlösende Gedanke: Fitneßstudio!
Von nun an trabt er treu und brav zweimal die Woche zum
Sport. Bald geht es bergauf mit seiner körperlichen Konstitution und er fährt
wieder auf wie ein Adler.
Diese Person hat auch Buße getan.
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