Weißt du, was dich definiert und wie du wirklich bist?
Jesus hatte zwei Augen, ein visionäres und ein
realistisches.
Als ihm beispielsweise Simon, der Sohn des Jona, vorgestellt
wurde, blickte er diesen Mann an und wusste, was Sache ist. Er erkannte sofort,
dass Simon die Neigung hatte, seine Meinung stets der Meinung der Mehrheit
anzupassen. Er war ein leicht zu begeisternder, aber schwer festzulegender
Zeitgenosse.
Doch Jesus sah in ihm nicht die Fahne im Wind, sondern
Petrus, den Stein.
Jesus blickte ihn an [gr. genau anblicken, bis in die Tiefe
der Seele blicken] und sprach: Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Du wirst
Kephas heißen - was übersetzt wird: Stein." (Johannes 1, 42).
Wenn er groß genug ist, dann lässt sich ein Stein nur sehr
schwer bewegen. Jesus wusste, dass Petrus eines Tages ein felsenfester
Nachfolger sein würde, in der Lage andere zu inspirieren.
Das war der visionäre Blick Jesu auf Simon. Dieser Blick
erkannte das Potenzial des Fischers und richtete sich in die Zukunft.
Doch der Herr war auch Realist.
Als er während des Abendmahls seinen Jüngern klarmachte, das
ihn in dieser Nacht alle verlassen würden, widersprach Petrus vehement und
beteuerte seine Hingabe. Er sei bereit bis ins Gefängnis und in den Tod mit
Jesus zu gehen.
Das hat Petrus sicher auch geglaubt als es aussprach.
Doch der Herr wusste was im Menschen steckt. Und prompt
verließ ihn Petrus nicht nur, er verleugnete ihn sogar. Dreimal. Das tat nicht
einmal Judas.
Doch dieses Totalversagen definierte Petrus nicht. Auch die
großen Erlebnisse, wo er wirklich geistlich reagierte, definieren ihn nicht
wirklich.
Jesus leckte nach dieser Verleugnung durch seinen besten
Freund nicht ewig seine Wunden. Er pflegte nun keine lebenslange Verletztheit
mit regelmäßigen Besuchen von Befreiungsseminaren und langen Therapiesitzungen.
Er besprach dieses Versagen später mit Petrus. Und als
Petrus ihm seine Liebe beteuerte, gab er dem Fischer eine zweite Chance. Prompt wurde Petrus später zum Felsen.
Der Herr weiß:
Wir sind nicht so schlecht wie im Moment unseres größten
Versagens.
Wir sind auch nicht so gut wie im Moment unseres größten
Erfolges.
Was uns definiert sind nicht unsere Höhen und Tiefen,
sondern wie wir jeden einzelnen normalen Tag gestalten. Der Alltag zeigt, was
in uns steckt. Nicht die Höhe und nicht das Tal.
Wir sind die Summe unserer alltäglichen Taten. An ihnen
allein kann unser Charakter zuverlässig abgelesen werden.
Auch wir sollten unsere Beurteilung einer Person nicht an
einer einzigen Tat festmachen.
Seien wir also nicht enttäuscht, wenn uns jemand enttäuscht.
Und bleiben wir realistisch, wenn sich mal jemand selbst
übertrifft.
Das ist alles relativ.
Wir sollten die Summe der Taten einer Person auf uns wirken lassen.
Doch auch hier brauchen wir beide Augen: Visionäre Schau und Realismus.
Der Herr hat uns vorgemacht, wie ein solches Schauen geht.
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