Gott machtlos ohne unser Gebet?

Lieber Pastor Gert Hoinle,
schon seit eineinhalb Jahren sehe ich Deine Online-Predigten auf youtube und warte schon immer gespannt auf die nächste.
Kürzlich habe ich auch die Audio-Predigten entdeckt auf Eurer WebSite und bin gerade dabei, mir die Gebets-Serie anzuhören. Ich bin immer wieder begeistert, wie klar und in unserer Sprache Du den Gläubigen von heute die Worte der Bibel anschaulich machst. Eine große Gabe! Seit kurzem ist auch meine jugendliche Tochter (19) immer wieder mal dabei, sich etwas von Dir anzuhören.
Bei einer Sache jedoch wich ich innerlich etwas zurück bzw. macht es mich nachdenklich.
Ich glaubte bisher immer an den allmächtigen Gott – dem alles möglich ist …
Und nun soll er nicht handeln können in dieser Welt, außer wir beten?
Zugegeben, eine gewisse Logik erkenne ich darin. Es erscheint mir plausibel. Nur: ist GOTT nicht viel mächtiger als der Teufel? Ja, als alles auf dieser Welt, die er doch geschaffen hat. Er ist doch der Schöpfer und damit auch der Chef.
Glaubst Du das nicht?
Gottes reichen Segen für Dich, Deine Familie und Gemeinde
Und herzliche Grüße aus N.,
K.
-------------

Liebe K.,

eine gute und wichtige Frage. Hier die Antwort:

Nicht alles, was auf der Welt passiert, ist Gottes Wille. (Sonst hätte Jesus nicht gebetet, "Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel"). Vieles passiert--und wird Gott in die Schuhe geschoben--womit Gott nichts zu tun hat.
Wenn Gott allmächtig ist, warum gibt's dann soviel Böses auf der Welt?
Der scheinbare Widerspruch zwischen Gottes Allmacht einerseits und Gottes Liebe angesichts des Elends in der Welt andererseits, ist erklärbar.
Es ist so: 
Selbstverständlich ist Gott souverän. Doch Gott hält sich auch an seine Verträge.

Gott hat den Menschen einst die Welt--für eine Zeit, manche sagen 7000 Jahre--übergeben. Danach sollten sie Rechenschaft ablegen. Die Menschen sollten die Welt bebauen und bewahren, was sie jedoch nicht taten. Sie nahmen sich, was ihnen nicht zustand, und übergaben die Welt durch ihre Übertretung an den, der dadurch "Gott dieser Welt" wurde, den alten Feind. (2 Korinther 4, 4). 
Der hat nun Anrechte, die Gott respektieren muß, wenn er aufrichtig bleiben will.
Selbst zu Jesus kam der Versucher und bot ihm die Reiche der Welt an. Er sagte dazu, "Mir sind sie übergeben, und wem immer ich will, gebe ich sie." (Lukas 4, 6). Jesus hat das nicht infrage gestellt.
Wer hat dem Versucher nun die Reiche der Welt gegeben? 
Gott?
Natürlich nicht. Das war Adam im Sündenfall.

Für die Dauer von Adams ursprünglichem "Weltmietvertrag" darf also der Versucher Einfluß auf der Welt ausüben. Danach jedoch wird der gegenwärtige "Gott dieser Welt" gerichtet werden und an den Ort seiner ewigen Strafe gehen. "Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln." (Matthäus 25, 41).
Der Teufel hat also nichts zu lachen. Er bekommt auch noch sein Fett weg.
Doch gegenwärtig hat er Rechte, auf der Welt aktiv zu sein.
Wir als direkt Beteiligte und ursprüngliche Besitzer der Welt haben nun die Möglichkeit, die Einflüsse des Bösen zurückzudrängen, indem wir Gutes tun und beten.

Gott will und braucht unser Gebet. Jesus sagt sogar, "Euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.
Betet ihr nun so: Unser Vater, der du bist im Himmel..." (Matthäus 6, 8-9).
Obwohl Gott weiß, was wir benötigen, sollen wir trotzdem beten. Offenbar ist unser Gebet nötig.

Paulus trägt Timotheus auf, daß für alle Menschen gebetet wird. Das ist angenehm vor Gott, "welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen." Ohne dieses Fürbittegebet dringen viele offenbar nicht durch zur Errettung und Erkenntnis der Wahrheit.

Gott würde uns nicht auftragen, zu beten, wenn dies nicht nötig wäre.

Abschließend würde ich sagen, Gott ist nicht machtlos ohne unser Gebet. Gott ist nie machtlos. Doch vieles, was sein dringender Wille ist, wird nicht geschehen können, wenn wir nicht beten. Das wäre schlecht für uns.

Der Glaube ist der Kanal und die Kraft, durch die Gottes Hand wirksam wird. Durch ihn hat Jesus Stürme gestillt. Ohne ihn scheiterten die Jünger immer mal wieder.
Selbst Jesus erlebte die Grenzen, die der Unglaube den Menschen auferlegt:
"Und er konnte dort [in Nazareth] kein Wunderwerk tun, außer daß er wenigen Schwachen die Hände auflegte und sie heilte. Und er wunderte sich über ihren Unglauben." (Markus 6, 5-6).

Der Glaube verändert die Welt und setzt Gottes Willen frei.
Ohne glaubendes Gebet sähe die Welt völlig anders aus.

Es gibt hierüber noch viel mehr zu sagen. Das würde aber den Rahmen sprengen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligenfiguren

Betrunken im Heiligen Geist

Bauerngebet zu Neujahr am 7.1.2024