Dürfen Frauen predigen?

"Wie in allen Gemeinden der Heiligen, sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen, denn es wird ihnen nicht erlaubt, zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt."
1 Korinther 14, 34

"Pastor, bei euch predigen Frauen in der Gemeinde. Das ist unbiblisch."

Auf den ersten Blick scheint der obige Vers das tatsächlich zu sagen.
Man muß aber weiterlesen.
In Vers 35 steht nämlich: "Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden."

Der Vers bezieht sich also nicht auf alle Frauen, sondern auf EHEfrauen, die in der Gemeinde geredet haben, indem sie ihre Männer etwas fragten, was sie nicht verstanden hatten. Paulus sagt, das sollen sie daheim tun, nicht während der Predigt.
Hier geht es also gar nicht um ein Predigtverbot von Frauen, sonder um Ordnung, Ruhe und Konzentration während des Gottesdienstes. Das kommt auch im unmittelbar vorhergehenden Vers 33 zum Ausdruck: "Gott ist nicht Gott der Unordnung, sondern des Friedens."

Nun muß man außerdem wissen, daß die Männer damals getrennt saßen von den Frauen, wie es heute noch in Indien, Pakistan und anderen Ländern des Orients ist. (Bei uns sitzen seit der Reformation die Familien zusammen). Wenn also eine Frau ihren Mann etwas fragen wollte, dann mußte sie das lautstark tun.
So störte sie, die eine, die Ordnung für die vielen.
Das kann auf Dauer nervig werden.
Leider waren die Damen damals zum größten Teil restlos ungebildet, da nur Knaben die Schule besuchten. Kein Wunder, daß sie viele Fragen hatten. Paulus wollte, daß die Männer in diesem Fall ihre Frauen daheim aufklären sollten.

Ein ähnliches Fressen für gesetzliche Zeitgenossen ist 1 Timotheus 2, 11-12:
"Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, auch nicht über den Mann zu herrschen, sondern, daß sie sich in der Stille halte."
Auch hier geht es nicht um öffentliche Verkündigung, sondern darum, daß eine EHEfrau ihren Mann nicht belehren, dominieren und unter dem Pantoffel positionieren, sondern ihn als Familienoberhaupt anerkennen soll.

Zu allen Zeiten haben Frauen in lebendigen Gemeinden wichtige Aufgaben übernommen und auch gepredigt, im Alten wie im Neuen Testament.
Miriam war Lobpreisleiterin. (2 Mose 15). Außerdem war sie Prophetin, ein weiblicher Prophet. Propheten redeten öffentlich zu den Menschen. Wir wissen das, weil Propheten Bücher hinterlassen haben, aus denen hervorgeht, wie sie das gemacht haben. (Jesaja, Jeremia...)
Deborah war Prophetin und Richterin. (Richter 4, 4). Sie war Pastorin und Kanzlerin der Nation in einem, wenn man so will. Damals gab's scheinbar keine Männer, die das genauso gut gemacht hätten. Der "Held" Barak jedenfalls wollte nicht ohne sie aufs Schlachtfeld. (Richter 4, 9). Der besiegte dann auch nicht den feindlichen General, sonder eine Frau war's, Jael, die Frau Hebers, die Sisera beseitigte.

Im Neuen Testament finden wir die Prophetin Hanna, die im Tempel das Baby Jesus sah: "Sie trat zur selben Stunde herbei, lobte Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten."
Sie sprach nicht in irgend einer Gemeinde öffentlich von Jesus, sondern im Tempel Gottes zu Jerusalem, zu allen, die es hören wollten. In den Säulenhallen dort predigten Rabbis zu ihren Jüngern und sie tat dasselbe.

Jesus selbst beauftragte Frauen als erste Zeugen der Auferstehung, "Geht hin, verkündet meinen Brüdern, daß sie hingehen nach Galiläa! Und dort werden sie mich sehen." (Matthäus 28, 10).
Die Frauen verkündigten als erste die Auferstehung vor der damaligen ersten Gemeinde: den Jüngern. Sie wurden von Jesus persönlich dazu angewiesen.
Was mich spontan an Psalm 68, 12 erinnert:
"Der Herr erläßt einen Ausspruch: "Siegesbotinnen, eine große Schar!"
Von welchem Sieg könnte man besser reden als von dem Sieg Jesu Christi über die Sünde?
Außerdem hat auch Priscilla und nicht nur ihr Mann Aquila den aufstrebenden Prediger Apollos in Ephesus gelehrt. (Apostelgeschichte 18, 26). Und wenn eine Frau einen (1) Mann lehren darf, dann darf sie auch viele Männer lehren. 
Und nicht nur daheim, sondern auch öffentlich. 
Denn Gemeinde ist sowieso, "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind." (Matthäus 18, 20).

In den Briefen finden wir Phoebe, Tryphäna, Tryphosa und andere, die aktiv mitgearbeitet haben. (Römer 16).

Eine letzte Frage: Wem ist gedient, wenn offensichtlich gesalbte Frauen Gottes, die den Geist des Glaubens haben, das Wort nicht mehr verkündigen dürfen?

Kommentare

  1. Hallo,

    ich achte eure Meinung, finde aber, Andersdenkende als Gesetzesfresser zu beurteilen, als nicht angemessen.
    Lehren als Dienstgabe im sinne des fünfältigen dienstes (Eph.4,11) wird im griechischen als didasko bezeichnet. Was Aquilla und Priscilla in Apg.18,26 tun, ist nicht lehren im sinne von didasko, sondern anleiten, was ein anderes griechisches wort bedeutet.
    1 Timotheus 2, 11-12 beschreibt eben lehren im sinne von didasko und nicht anleiten, was etwas anderes bedeutet.
    Wenn man Paulus ernst nimmt und nach dem auslegt, was er sagt, und nicht nach dem, was wir hineininterpretieren, dann darf eine Frau nicht im sinne von Eph 4, 11 lehren. Frauen können demzufolge nie Lehrer im sinne von griechisch "didasko" sein.
    Bei aller Meinungsverschiedenheit: Andersdenkende bitte nicht diskreditieren und theologisch bitte nicht Äpfel mit Birnen zusammenschmeißen.

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  2. Hallo anonym,
    didaskomai bedeutet lehren.
    Was A und P in Ag 18, 26 tun, ist ektithemi und bedeutet erklären. Das ist, was Lehrer tun.

    Lehren und erklären lassen sich nicht trennen.

    Wenn du den Vers genau liest, dann stellst du fest, die beiden haben Apollos genommen und ihm das Wort Gottes GENAUER ausgelegt. Ihn also nicht nur gelehrt, sondern ihm die Dinge, die er bereits gelernt hat, noch genauer gelehrt, indem sie sie ihm erklärten.

    Gottes Segen.

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