Die kognitive Dissonanz der alten Gouvernante


"Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was aber darüber hinausgeht, ist vom Bösen."
Matthäus 5, 37

Stellen wir uns vor, wir stehen auf einer schönen blauen Klippe.
Jemand, sagen wir eine attraktive Blondine, fordert uns auf, über diese Klippe zu springen.
Sie wirbt dafür.
Sie sagt, "Spring! Und du fühlst den Hauch von Abenteuer. Du fühlst dich frei wie nie zuvor. Du wirst dir lebendiger vorkommen als jemals! Klippenspringen ist cool. Klippenspringen ist Genuß pur!" Dann singt sie den Klippenspringsong.
Nun, könnten wir uns denken, warum nicht? Klippenspringen ist legal. Tausende tun es. Der Staat, der alte Finanzjunkie, kassiert mehr als 50% vom Springpreis als Klippensteuer. Der freut sich über jeden Springer.

Während wir noch so denken, beginnt der von der Klippenspringsteuer bezahlte und korrekt gescheitelte Gesundheitsbürokrat im grauen Anzug, der schon die ganze Zeit schweigend dabeistand, zu reden. Er sagt, "Klippenspringen kann tödlich enden oder Ihnen und Ihrer Umgebung beträchtlichen Schaden zufügen."

Ja, was nun?
Ist Klippenspringen nun gut oder schlecht?

Ich spiele natürlich auf die schwarzumrandeten Warnhinweise auf den Zigarettenschachteln hin. (Mich persönlich hat Jesus 1984 eines Tages nach der Schicht spontan vom Nikotinschweindasein erlöst, wofür ich ihm noch immer dankbar bin).
Der Staat zwingt Zigarettenhersteller zu diesen Hinweisen, bringt es aber nicht übers Herz, den Tabak zu verbieten, weil er nach den damit generierten Steuern süchtig ist.
Genauso macht er es mit Wetten und Glücksspiel. Nach der Werbung dafür kommt der Hinweis auf die Aussichtslosigkeit, etwas zu gewinnen, (1:5.000.000), und die Fähigkeit von Glücksspiel, süchtig zu machen.

Wir als Bürger haben nun das Problem der kognitiven Dissonanz: Ein und dieselbe Beschäftigung wird einmal in höchsten Tönen gelobt und im gleichen Moment als teuflisch und tödlich verurteilt.
Eine schizophrene Situation.
Speziell für Jugendliche, die nicht wissen, was kognitive Dissonanz ist, und die auf der Suche nach Führung sind.
Was wird ihnen auf diese Weise beigebracht? 
Daß selbstzerstörerisches Verhalten nicht so schlimm ist, sonst würde der Staat, die alte Gouvernante, das doch sicher verbieten?
Daß es keine letztgültige Wahrheit gibt und alles relativ ist?
Daß es objektiv zwar tödlich, schädlich, schwachsinnig ist, zu rauchen?
 Daß es aber subjektiv gute Gründe für jemanden geben kann, es trotzdem zu tun: Eltern ärgern. Endlich cool sein. Underdog und Ausgestoßener der Gesellschaft sein. 
Dazugehören. 
Von Frank Sinatra, dem alten Säufer und Kettenraucher, ist bekannt, daß er den Rauch nicht inhalierte und ein halbes Glas Whisky meist einen ganzen Abend langte. Was mich spontan an die Mutter eines Freundes erinnert. Wir waren damals 8 oder 9 Jahre alt. Sie unterhielt sich mit jemandem, die brennende Kippe in der Hand, und zog nie dran... 
Das hat mich damals echt verblüfft.
Heute verstehe ich sie.
Anyway.
Die schizophrene Gouvernante sollte in sich gehen und sich klarmachen, was sie will.
Dann sollte sie Rauchen und Glücksspiel entweder verbieten, oder aber den Süchtigen mit ihrer Heuchelei kein künstliches Gewissen mehr machen.

Klare Kante schafft Vertrauen.
Und jungen Leuten wird wieder bewußt, daß die Gesellschaft weiß, was sie will und daß es einen Unterschied zwischen Ja und Nein gibt.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heiligenfiguren

Betrunken im Heiligen Geist

Bauerngebet zu Neujahr am 7.1.2024