"Kirche im Netz"
Eine Person, die sich auf ihr mündliches Abitur vorbereitet, hat mir ein paar Fragen gemailt. Ich dachte mir, vielleicht interessiert das noch mehr Leute, ich poste das mal.
"Sehr geehrte Damen und Herren,
zur Zeit bereite ich mich für mein mündliches Abitur im Fach
Religion vor und mein Thema lautet: Kirche und Glaubensvermittlung heute auch im
Netz?
Nun hätte ich an Sie ein paar Fragen und zwar:
1) Warum verliert die Kirche in der heutigen Gesellschaft an Stellenwert?
Nun hätte ich an Sie ein paar Fragen und zwar:
1) Warum verliert die Kirche in der heutigen Gesellschaft an Stellenwert?
2) Ist die Idee zur Kirche im Netz ethisch vertretbar? Und
wenn ja wieso?
3) Wird Kritik ausgeübt und wenn ja warum? Und wie ist die
Stellung der Kirche dazu?
Vielen, vielen Dank!
Es wäre super wenn Sie mir schnellstmöglich antworten
könnten! J
Mit freundlichen Grüßen, N.D"
Hallo N.D.,
anbei ein paar Antworten auf Ihre
Fragen.
Zu 1.
Meinen Sie mit "Kirche" die alimentierten
Staatskirchen?
Diese verlieren in der Tat an Stellenwert in der
Gesellschaft, da sie sich durch krasses Fehlverhalten ihres Personals und der
Tatsache, daß viele Verkündiger ihrer Botschaft, (dem Evangelium), nicht mehr
trauen, selbst entwertet haben.
Dies jedoch nicht erst seit gestern.
Dies jedoch nicht erst seit gestern.
Wenn Sie mit "Kirche" jedoch die weltweite
Gemeinschaft der an Jesus Christus Gläubigen meinen, egal, wie die sich
konfessionell organisiert, dann stellen wir fest, daß das Interesse an ihr so
rege ist wie eh und je. Wir sehen folgendes voraus: Die Zukunft des lebendigen
Christentums in Deutschland wird maßgeblich von den Freikirchen gestaltet
werden.
Zu 2.
Ist die Idee der Kirche im Netz ethisch
vertretbar?
Selbstverständlich.
Das Evangelium muß auf jede
erdenkliche Art und Weise unters Volk gebracht werden. Jesus selbst sagt ja,
"Ruft's von den Dächern!" (Matthäus 10, 27). Bei einem solchen Sprechen zu
großen Mengen ist offensichtlich, daß nicht jeder einzelne pastoral an die Hand
genommen werden kann. Diese Initiative muß vom einzelnen ausgehen, wobei das
Netz der pastoralen Betreuung aufgrund der technischen Möglichkeiten heute
weiter gespannt werden kann denn je.
Eine alleinige Ernährung mit Internetpredigten
unter völligem Verzicht auf christliche Gemeinschaft halten wir jedoch für
falsch. Jeder Christ sollte in eine Ortsgemeinde eingegliedert sein. Nur dort
ist tatsächliche und nicht nur virtuelle Reifung möglich. (Hebräer 10, 25).
Insofern ist die Kirche im Netz nur ein Aspekt christlichen Lebens unter
anderen.
Letztlich ist das Netz nur ein Medium, wie auch ein
Buch ein Medium ist. Eine Evangeliumspredigt im Netz in Frage zu stellen, kommt
einer Infragestellung von Predigten in Büchern gleich. Die Bibel ist immerhin
ein Buch.
Zu 3.
Wird Kritik geübt?
Kritik woran? Kritik an den herrschenden Zuständen
ist seit den Tagen der Propheten im Alten Testament Usus. Es ist eine Aufgabe
der Kirche Christi, auf gesellschaftliche Fehlentwicklungen hinzuweisen und
dafür Schläge einzustecken. (Johannes der Täufer, Stephanus...). Ansonsten
sollten die Inhalte im Netz eher auferbauender, ermahnender und tröstender Natur
sein.
Bei der Frage nach der Stellung der Kirche zu
etwaiger Kritik stellt sich wieder die Frage welche Kirche gemeint ist. Die
offizielle Position der Amtskirchen ist mir unbekannt.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meinen Antworten
weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen, G.H.
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