Ein "prophetisches Wort" für dich

"Weissagungen verachtet nicht, prüft aber alles, das Gute haltet fest!"
1 Thessalonicher 5, 20-21

In einer charismatischen, pfingstlichen, geisterfüllten Gemeinde kann es jederzeit passieren, daß jemand "ein Wort" für dich hat. Jemand kommt auf dich zu, weil er empfindet, Gott habe ihm etwas gezeigt, das er dir mitteilen soll.

Wie ist das zu beurteilen?

Zunächst einmal ist das ganz prima--wenn sich "Prophet" und Empfänger darüber im klaren sind, was neutestamentliche Prophetie ist.
Viele denken beim Wort "Prophet" an das Alte Testament, an Mose und Elia und deren gewaltiges Auftreten. So einer wäre man natürlich auch gern.
Doch der Prophetendienst im NT gestaltet sich anders.
Im NT heißt es über Weissagung, "Wer aber weissagt, redet zu den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung." (1 Korinther 14, 3).
Vorhersage der individuellen Zukunft ist nicht dabei.
Das fällt in die Zuständigkeit einer anderen Geistesgabe: Der des sogenannten "Wortes der Weisheit."

Wir können im NT alle weissagen, (1 Korinther 14, 24). Doch nicht alle dienen im Wort der Weisheit. Es ist unschwer ersichtlich, daß eine große Verantwortung damit einhergeht, mit der nicht jeder angemessen umgehen kann. Denn wer anderen die Zukunft sagt, der fordert meist auch bestimmte Entscheidungen vom Empfänger in bezug auf dessen Lebensführung. Da maßt man sich besser nicht zuviel an. Was Jakobus 3, 1, über die Lehrer sagt, gilt nämlich auch für die Propheten: "Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wißt, daß wir ein schwereres Gericht empfangen werden."

Im AT hatten die Gläubigen den Heiligen Geist nicht dauerhaft in sich oder auf sich.
Im NT hingegen wohnt der Heilige Geist in jedem Christen. Diejenigen, die neben der Bekehrung auch noch geisterfüllt wurden, dh ihr persönliches Pfingsten erlebt haben, sprechen in Sprachen und haben Zugang zu einer weiteren Dimension des Geistes, nämlich den neun Geistesgaben aus 1 Korinther 12.
Jeder Christ sollte auch ein geisterfüllter sein.
Ist man's nicht, (aus welchen Gründen auch immer), ist man nicht schlechter. Man verzichtet jedoch auf einen großen Kreis an Erfahrungen mit Gott.

Doch ganz allgemein heißt es von den Gläubigen im NT, "So viele durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes." (Römer 8, 14).

Im NT leiten nicht länger Propheten die Gläubigen, das macht der Heilige Geist im Christen selber.
Vor Jahren kam ich von einer Missionsreise nach Afrika zurück und setzte mich an meinen Computer, als ich in meinem Herzen ganz klar das Wort "Kathmandu" vernahm.
Ich war dort nie gewesen und kannte dort auch niemanden.
Doch nach wenigen Tagen erreichte mich ein Brief aus Kathmandu, geschrieben von ehemaligen Kollegen aus einer Gemeinde in Amerika, in der ich mal ein Jahr gearbeitet habe.
Das hat mich auferbaut.
Ich fuhr prompt nach Nepal und wir hatten eine wunderbare Zeit im Herrn.

Strenggenommen braucht man im NT keinen Propheten mehr, um von Gott geleitet zu werden.
Johannes 2, 27, sagt gar, "Und ihr! Die Salbung [das ist der Hl. Geist], die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, daß euch jemand belehre, sondern wie seine Salbung euch über alles belehrt, so ist es auch wahr und keine Lüge. Und wie sie euch belehrt hat, so bleibt in ihm."

Wozu dann noch Weissagung?

Sie dient in erster Linie zur Bestätigung von Informationen, die Gott bereits in unseren Geist hineingefunkt hat. Als ich mich einst damit trug, in die USA überzusiedeln, hat George Moss lediglich bestätigt, was bereits in meinem Herzen vorhanden war.
Das hat mich ermutigt.

Natürlich kommt es immer wieder vor, daß jemand mit einem "Wort" zu mir kommt, mit dem ich nichts anfangen kann. Dann lächle ich und vergesse es wieder.
In Fällen dreister Einflußnahmeversuche habe ich solche Worte auch schon entschieden abgelehnt.
Auch in meiner Gemeinde unterbinde ich manchmal die Wortgeberei. Vor allem, wenn ich die gebende Person nicht kenne.

Eine Person weissagte vor Jahren mal über einen jungen Mann, er werde noch dieses Jahr seine Zukünftige finden. Dieses Wort hat zu allen möglichen Komplikationen geführt. Ein Gespräch mit beiden jeweils allein hat die Welt wieder zurechtgerückt.

Jemand anders sagte mal im Namen des Herrn, "Wie lange wollt ihr noch auf beiden Seiten hinken..." (Eine offensichtliche Anspielung auf 1 Könige 18, 21). Weiter kam sie nicht. Denn ich sagte, "Moment. Ich bin nicht Ahab, die Gemeinde ist nicht das abgefallene Israel, das den Baal anbetet, und du bist nicht Elia."
Unsere Bekanntschaft war leider nur von kurzer Dauer, da die Person ihre "Worte" mehr liebte als Gott.

Man kann verstehen, warum Paulus sagt, "Weissagungen verachtet nicht."
Doch wenn man lernt, damit umzugehen, dann kann Weissagung--also das Reden zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung OHNE konkrete Voraussage der Zukunft--etwas ganz Wunderbares sein.

Das muß dezent gehandhabt werden.
Der Geber ist nur Überbringer des Wortes. Er darf sich keine Einflußnahme auf den Empfänger anmaßen.
Der Empfänger muß das Wort PRÜFEN und auch mal verwerfen. Keinesfalls darf er sich sklavisch daran halten, weil "Gott" gesprochen hat. Er muß unbedingt selber denken und sein eigenes Herz prüfen: Bestätigt das Wort etwas, das in meinem Herzen schon vorliegt? Erst recht muß geprüft werden, wenn das Wort eine eindeutige Handlungsanweisung, eine Schmeichelei oder eine deutliche Kritik enthält. Man muß dann die Größe haben, es abzulehnen.

Im großen und ganzen finde ich jedoch: Wir sollten uns drauf einlassen.

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