Ist "Herr der Ringe" ...vom Teufel?

"Pastor, die "Herr der Ringe"-Filme sind meine Lieblingsfilme. Nun hat mich jemand gewarnt und gesagt, sie seien böse, durch und durch okkult, und die reinsten Dämonenvehikel. Sie anzuschauen führt zu einer geistlichen Belastung. Wie siehst du das?"

Wesentlich entspannter.

Jemand, der sich über die Figuren in Fantasyfilmen aufregt, hat vermutlich keine anderen Probleme. Es stimmt natürlich: Viele der Gestalten in diesen Filmen sind grottenhäßlich. Kleine Kinder und unreife Gläubige sollte man damit tunlichst verschonen.
Die Story hinter diesen Gestalten ist jedoch prima: Tapfere Männer tun heldenmütig, was getan werden muß. Edelmütige Frauen helfen ihnen dabei.

Das Gute ist gut, das Böse böse.

Ein kleiner Mann hält das Schicksal von ganz Mittelerde in seinen Händen. Er muß sein Fleisch überwinden und der Macht des Ringes widerstehen, um diese Welt zu retten. Dabei helfen ihm selbstlose Freunde.
Gandalf der Graue, die Prophetenfigur, "stirbt" in der Unterwelt von Moria. Er kämpft mit dem Balrogsdrachen, um nach dem Sieg als Gandalf der Weiße (und Weise) "wiedergeboren" zu werden.

Da erkennt doch ein Blinder mit Krückstock Spuren des Evangeliums.

Das Gute siegt zum Schluß, das Böse fällt in sich zusammen. Und der letzte Film endet damit, daß Samweis Gamtschie, diese wunderbare Figur, die mich aus irgend einem Grund an Petrus erinnert, heiratet, Kinder hat und die Haustür von innen zumacht. Die Zeit der Krisen und Kriege ist vorbei. Nun fährt man mit dem eigentlichen Leben fort. Mit den Leuten, um deretwillen man Krisen und Kriege bewältigt hat.

Das ist doch ein zutiefst befriedigendes Ende.

Würde ich mich mit einem Kritiker darüber streiten?
Nein.
Paulus sagt, "Den Schwachen im Glauben aber nehmt auf, aber nicht zur Entscheidung zweifelhafter Fragen."
(Römer 14, 1). Daran halte ich mich.

Viele Christen, vor allem neue, sind sich über viele Dinge unsicher und stehen daher vielem von vornherein ablehnend gegenüber.
Manche sind auch ein wenig clever und finden ein Ersatzschlachtfeld, weil sie die eigentliche Schlacht vermeiden wollen.
So regte sich vor vielen Jahren eine Frau vor mir unbändig darüber auf, daß die Kinder im Kindergarten ihrer Tochter den Buchstaben A anhand von Zwergenzipfelmützen und den Buchstaben H anhand von Hexen lernten.
Okkultes Zeug! lamentierte sie.
Die Tatsache, daß sie währenddessen mit einem Gelegenheitslebensgefährten zusammenlebte, fand sie hingegen unproblematisch.

Vor 10 Jahren hielten manche aus irgendeinem Grund Pokemon-Karten für Teufelszeug. Meine Kinder und ich lernten damals die Regeln des Spiels und hatten jede Menge Spaß damit.

Als die Brüder Montgolfier die ersten Fesselballons steigen ließen, warfen die Bauern auf den Feldern mit Steinen nach den Dingern und schüttelten ihre Mistgabeln gen Himmel. Sie verdächtigten die Brüder, mit dem Teufel im Bund zu stehen. Auf das Naheliegende, nämlich daß Gott und seine Naturgesetze hinter der Fliegerei stecken könnten, darauf kamen sie nicht.
Doch man entwickelt sich weiter.
Heutzutage fliegen sogar die Nachfahren jener Bauern, ohne noch mit Mistgabeln zu fuchteln.

Wie gesagt: "Wenn es aber jemand für gut hält, streitsüchtig zu sein, so wisse er: wir haben eine derartige Gewohnheit nicht, auch nicht die Gemeinden Gottes."
1 Korinther 11, 16

Und: "Glückselig, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gutheißt."
Römer 14, 22

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