Die Frauenfrage

"Frauen sollen in den Gemeinden schweigen, denn es wird ihnen nicht erlaubt, zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt."
1 Korinther 14, 34

"Sehr geehrter Herr Pastor Hoinle,
in der heutigen Zeit dienen in vielen Gemeinden Frauen am Wort und tun dies segensreich. Sei es als Gastsprecherin, in missionarischer Form, oder sogar in Leitertätigkeit. Nun ist die obige Bibelstelle recht eindeutig diesbezüglich. Ich frage mich schon lange, wie ich dies im biblischen Kontext, aber auch mit Blick auf die sozialen Verhältnisse im damaligen Korinth sehen kann und vor allem, wie der Heilige Geist es verstanden haben möchte.
Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen und bedanke mich im Voraus!
Mit feundlichen Grüßen
M. J."

Gern.
Trotz 1 Korinther 14, 34: Ein generelles Predigt- oder gar Redeverbot für Frauen in Gemeinden kann man beim Blick auf alle Schriften der Bibel nicht ableiten.
Bereits im Alten Testament finden wir Miriam, die Schwester von Mose, die eine Prophetin war. Als solche hat sie natürlich vor der Gemeinde Israels gesprochen.

Deborah fungierte als Richterin Israels. Ganz Israel hörte ihr zu, wenn sie redete. Kriegsheld Barak wollte ohne sie nicht aufs Schlachtfeld. (Richter 4, 5-9).

In Lukas 2, 36 begnet uns die Prophetin Hanna. Sie befand sich täglich im Tempel. Als sie im Baby Jesus den Messias erkennt, lobt sie Gott und redet "von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten."
Wo?
Im Tempel.
Eine Frau predigte ZU ALLEN, und zwar in der Gemeinde aller Gemeinden: dem Tempel Gottes in Jerusalem.

Paulus selbst erwähnt allein in Römer 16 eine Menge Gemeindemitarbeiterinnen. Phöbe ist die erste Person überhaupt, die er in dem Kapitel lobend erwähnt. Es folgt Priska, die Frau von Aquila, Tryphäna und Tryphosa, und Persis, die Mutter von Rufus, die Schwester von Nereus...

Über die Bedeutung des Geschlechts in Christus sagt Paulus, "Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus."
Männer stehen vor Gott nicht besser da als Frauen oder umgekehrt. Vor Christus ist das Geschlecht bedeutungslos. Folglich erstreckt sich die Bedeutungslosigkeit des Geschlechts auch auf den Dienst in der Gemeinde Christi.

Was meint Paulus dann in 1 Korinther 14, 34?

Er hat sich auf kulturelle Probleme bezogen.
Paulus meint Ehefrauen, die Aussagen des Predigers nicht verstanden und vom Frauenblock aus ihre Männer, die im Männerblock saßen, lauthals fragten. (Frauen und Männer saßen damals getrennt. So ist es in Indien, Pakistan, usw., heute noch).
Sicherlich fuhr die eine oder andere dralle Gattin ihrem Männe auch mal über den Mund, so daß Paulus sie ermahnt, sich zusammenzureißen und sich unterzuordnen. "Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden. (Vers 35). Paulus ging's nicht um das Reden schlechthin, sondern um respektloses, problematisches Reden wie das Unterbrechen der Predigt, das Keifen, das Den-Mann-öffentlich-einen-Trottel-Nennen.
Paulus wollte chaotische Gottesdienste verhindern. Denn sechs Verse weiter sagt er: "Alles aber geschehe anständig und in Ordnung." (1 Korinther 14, 40).

Korinth war in vielerlei Hinsicht eine problematische Gemeinde.
Die Stadt selber war vulgär, hedonistisch, (kein Wunder bei tausend "heiligen" Huren der Aphrodite), teuer, geizig und auf den schnellen Effekt aus. Plus, es gab viele Widersacher. (Apostelgeschichte 18).

In 1 Timotheus 2, 12 sagt Paulus, "Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, auch nicht über den Mann zu herrschen, sondern ich will, daß sie sich in der Stille halte."
Timotheus leitete die Gemeinde in Ephesus, die wie Korinth dem griechischen Kulturkreis mit seinen speziellen Problemen zuzuordnen ist.
Paulus bezieht sich hier nicht auf eine Lehrtätigkeit in der Gemeinde, wenn er sagt, die (Ehe-)Frau solle nicht lehren. Vielmehr meint er, eine Ehefrau solle ihren Mann nicht belehren oder ihn bevormunden, manipulieren, dominieren. Hier geht's um das grundsätzliche Miteinander von Eheleuten.

Es ist nämlich so, daß Ehemänner von ihren Frauen angehimmelt werden wollen, nicht abgekanzelt.
Frauen wiederum wollen bedingungslos geliebt werden.
Da gibt's noch viel zu sagen...

Viele dieser Fragen habe ich in meinem Buch "Gemeinsam glücklich werden" erörtert. Es ist im Delta-Shop erhältlich. (Allerdings nicht als kostenloser Download).

Gott hat verordnet, daß in einer Ehe auf dem Ehemann die Last des letzten Wortes, die Verantwortung, ruht. Die Frau berät ihn.

Alles aber, was zwei Köpfe hat, ist ein Ungeheuer.
_____________________

Antwort auf den Kommentar von Hinz O., auf den ich aus irgendeinem Grund nicht mittels Kommentarfunktion antworten kann:

"Hallo Hinz O.
Daß eine Frau nicht Älteste sein soll oder darf, wird von Paulus nicht gesagt. Worum geht's bei Ältesten aus der Sicht von Pastoren? Um guten Rat. Ob der aus weiblichem oder männlichem Mund kommt, ist nicht so wichtig. Ich weiß von Pastoren, die Männer und ihre Frauen zu Ältesten gemacht haben, obwohl sie eigentlich nur an der Weisheit der Frau interessiert waren. Geht auch. Halte ich aber nicht für ideal, sondern für umständlich."

Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Pastor Hoinle,
    ich höre mir sehr gerne Ihre Predigten an.
    Allerdings habe ich noch unklarheiten über das Thema, dass eine Frau als Pastorin in der Gemeinde dienen darf.
    In Tit. 1,6 ..."wenn einer untadelig ist, eines Weibes Mann,..." und im 1 Tim. 3,2 steht geschrieben: "Nun muss aber ein Aufseher untadelig sein, Mann einer Frau,...".
    Daraus lässt sich verstehen das ein Mann ein Ältester sein soll. Mann einer Frau. Oder wie kann man diese Bibelstelle noch verstehen?
    Ich würde mich auf Ihre Antwort freuen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Hinz O.

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